23.01.2015: Duo Kayu & Duo Echoes – Jazzclub Biberach e.V.

23.01.2015: Duo Kayu & Duo Echoes

Akustisch-elektronisches Doppel-Duo im Jazzkeller

Fallende Wassertropfen und der „Geist des Weines“

BIBERACH – Die Idee „aus zwei mach‘ vier“ der beiden eingespielten Duos „Kayu“ mit Karoline Höfler und Jochen Feucht sowie „Echoes“ mit Dizzy Krisch und Dieter Schumacher aus dem Raum Tübingen und Stuttgart trug beim letzten Jazzclubkonzert überraschend süße Früchte. Ein kurzweiliger Konzertabend, reich an Kontrasten und mit völlig unterschiedlichen Zugangsweisen zum Jazz bot einem begeisterten Publikum vertiefte Einblicke in das Wesen eines Genres, das immer wieder für Überraschungen gut ist.

Die größte Überraschung des Abends bot Dizzy Krisch mit der Uraufführung einer Komposition für Vibraphon, Perkussion und Audio-Aufnahme. Ein Teil des Besonderen waren bereits Ort und Entstehung der Audioaufnahme. Im Rahmen seines jüngsten musikalischen „Donauprojektes“, in dem er die seiner Ansicht nach wichtigsten „Seelenbestandteile“ des Menschen, Natur und Musik, zusammenbringen möchte, wurde eine unbearbeitete Tonaufnahme zum musikalischen Impulsgeber und Hauptakteur des zweiten Sets. Regelmäßig in einem natürlichen Rhythmus fallende Wassertropfen, aufgenommen in einer Grotte an der Theiss, einem Nebenfluss der Donau im wildromantischen österreichischen Waldviertel, begleitet und kontrapunktiert durch fröhliches Vogelgezwitscher, zugespielt von CD und kombiniert mit sphärischen Vibraphon- und Perkussionsklängen öffneten in einer neuen Art von „Wassermusik“ den Klangraum und verbanden sinnfällig die inspirierte und inspirierende Musik aus den Tiefen des Jazzkellers mit den zeitlosen Weiten einer intakten Natur.

Einen ganz anderen Weg gingen Jochen Feucht (Sopransaxophon/Bassetthorn) und Karoline Höfler (Kontrabass) im ersten Programmteil. Die eigenwillige Besetzung und die spieltechnische Meisterschaft des Duos Kayu erinnerten nicht nur äußerlich an das großartiges Duo aus Charlie Mariano (Sax) und Dieter Ilg (Kontrabass), welches vor vielen Jahren einen bejubelten Auftritt im Biberacher Jazzkeller hatte. Bereits das von dem Ex-Biberacher Jochen Feucht komponierte Willkommensstück zeugte von einer tief empfundenen Eindringlichkeit und Intimität einer hochexpressiven Musiksprache, der sich niemand entziehen konnte. Dabei mischten sich nicht nur die nuancenreichen Farben des feinfühlig gespielten Sopransaxophons, sondern in weiteren Kompositionen, wie Egberto Gismontis „Agua e vinho“ oder Feuchts stimmungsvollem „Kardamom“, auch die warmen, weichen Klänge des Bassetthorns überraschend gut mit dem volltönend und gleichermaßen transparenten, dabei oft auch mehrstimmig gespielten Kontrabass von Karo Höfler. Dass Jochen Feucht damit dem „Wasser“ von Krisch auch noch den mit „Kardamom“ gewürzten „Geist des Weines“ hinzufügte war eine jener subtilen Anspielungen, die oft erst in der Retrospektive sinnfällig werden.

Am Ende jedes Duo-Sets standen gemeinsame Stücke in der Formation „zwei plus zwei“, darunter Charlie Chaplins zum unsterblichen Evergreen gewordenes „Smile“. Die angenehme Überraschung beim so zustande gekommenen „Quartett“: die beiden so unterschiedlichen Duokonzepte verbanden sich zu einem erstaunlich homogenen Ganzen, das mehr war als die Summe seiner Teile.

gez. H. Schönecker