22.11.2013: Peter Autschbach & Ralf Illenberger – Jazzclub Biberach e.V.

22.11.2013: Peter Autschbach & Ralf Illenberger

Autschbach & Illenberger zeigen sich im Jazzkeller in bester Spiellaune

„Einfach so drauflos gespielt“

BIBERACH – „Jazz, we can“ stand als Antwort auf dem Rücken des T-Shirts von Peter Autschbach, dessen Vorderseite die Frage II-V-I? zierte. Auch für Nicht-Insider war die Livedarbietung im Duo mit Ralf Illenberger im Jazzkeller eine überzeugende Antwort auf die Frage nach den Grundlagen vieler Improvisationen. Die verwendeten Dreiklänge und die Regeln zu ihrer Verbindung sind trocken und abstrakt. Es kommt darauf an, was man daraus macht. Die Beiden konnten es, in Perfektion.

Altmeister und Gitarren-Guru Ralf Illenberger spielte schon in den 1970er Jahren in dem legendären Gitarrenduo Kolbe-Illenberger, welches neben erfolgreichen Plattenproduktionen damals auch die Titelmelodie „Music“ zur ZDF-Sendung „Drehscheibe“ lieferte. Peter Autschbach erzählte im Rahmen seiner Moderation, wie er in seiner Jugend als Fan dieses Duos dessen Kompositionen nachspielte und transkribierte, die Töne heraushörte, aufschrieb und sie schließlich im Jahr 2010 als „Best of Kolbe-Illenberger“ auch publizierte. Das war dann der eigentliche Startschuss für eine ganz besondere, generationenübergreifende Beziehung zwischen den beiden ungewöhnlichen Gitarristen, die seit zwei Jahren eine höchst erfolgreiche Duokarriere gestartet haben.

Hier haben sich zwei Gleichgesinnte gefunden, die auf der selben Wellenlänge senden und empfangen, die sich seit dem Schlüsselerlebnis durch die Aufnahme der frei improvisierten Suite „Last Afternoon“ zum Abschluss ihrer letzten CD-Produktion „No borderies“ bei jedem Konzert ohne Absprachen in eine freie Improvisationen trauen und mit vollem Risiko „einfach so drauf los spielen“. Das sichtbare und hörbare Spielvergnügen bei dieser „Brain Connection“ äußert sich auf fünf akustischen Gitarren, von den schwebenden, brillanten Klangfarben der 12saitigen Gitarre über den sonoren Tiefklang der seltenen Bariton-Gitarre bis ins glitzernde Flageolett unter Ausschöpfung aller möglichen und unmöglichen Spieltechniken und elektronischen Effekte.

Bereits mit den ersten gezupften Tönen im vollbesetzten Jazzkeller entfaltete sich ein wahrer Kosmos symphonischer Gitarrenklänge. Bass- und Melodielinien, rhythmisch-harmonische Begleitpatterns, Trommelrhythmen auf dem Korpus und vieles mehr verbanden sich zu einer vielschichtigen, sich wechselseitig durchdringenden Komplexität in orchestraler Dichte. Ein nicht endendes Feuerwerk atemberaubender Einfälle, gepaart mit unaufdringlich selbstverständlicher Virtuosität und größter Präzision suggerierten in vielen Kompositionen die Weite der grandiosen, sonnendurchfluteten Landschaft Arizonas, seit 20 Jahren Illenbergers Wahlheimat und Entstehungsort der letzten CD. Autschbach und Illenberger verabreichten einem begeisterten Biberacher Publikum tonnenweise Antidepressiva, selbst der Titel „November“ klang nach Sonnenschein. Nach dem letzten Stück „Veitstanz“ war folglich noch lange nicht Schluss. Vier Zugaben folgten zum allseitigen Vergnügen, welches sich bei den Musikern, ob der zahlreichen verkauften und signierten CDs nach dem Konzert noch weiter gesteigert haben dürfte.

gez. H. Schönecker