22.11.2003: Kerberbrothers Alpenfusion  – Jazzclub Biberach e.V.

22.11.2003: Kerberbrothers Alpenfusion 

Jazz meets Volksmusik: Alpenfusion

Nichts für Puristen war das Konzert am vergangenen Samstag im Biberacher
Jazzkeller. „Schlichte Heimatmusik“ befürchteten eingefleischte Jazzfans,
„wilde Negermusik“ die bodenständigen Freunde der Volksmusik. Wer aber mit
offenen Ohren und Augen kam, wurde belohnt mit einer hinreißenden Mischung
aus alpenländischer Musiktradition und allen Stilrichtungen des Jazz, eben
mit „alpinem und transglobalen Ethnojazz“.
Dass die drei aus Oberstaufen stammenden Kerberbrüder einer bekannten
Volksmusik-Familie, die auf internationalen Wettbewerben und auf
Konzertreisen erfolgreich ist, entstammen, war zunächst nur an den
aufgebauten Musikgeräten ersichtlich: Alphorn, Hackbrett, Zither, Akkordeon
und Scherrzither zählen nicht zu den üblichen Jazzinstrumenten. Und auch die
Eingangsstücke waren voller groove und frei von Jodlern. „Wir brauchen das
manchmal“ entschuldigte sich Martin Kerber, der zwischen den Stücken
Hintergründiges zur Familiengeschichte beisteuerte.
Mit einem Marsch von Mutter Kerber aber stieg das Quintett in sein
kreatives, witziges und voller Überraschungen steckendes Konzept ein: die
gefestigten Strukturen der Volksmusik zu konfrontieren mit den freieren
Spielformen des Jazz. Da erfuhr der Ländler eine längst fällige
Überarbeitung, wurde gestreckt und dann in Richtung Bebop beschleunigt.
Anderem alpenländischen Urgut erging es nicht besser: verzerrt und
kontrastiert durch tanzbare Rhythmen bekam es jedoch eine neue Bedeutung.
Auch den typischen alpenländischen Instrumenten wurden völlig neue Klänge
und Rhythmen abgerungen: Die Zither klang mal wie Gitarre, mal wie ein
Keyboard, Alphorn und Waldhorn erinnerten mitunter an ein Saxophon. Die
Überraschungen, die in den Kompositionen von Andreas Kerber (Gitarre,
Waldhorn, Hackbrett, Alphorn, Gesang) steckten, waren spannend und
herzerfrischend amüsant. Da passte der Jodler, „den man von den Bergen
ablesen muss“, plötzlich wunderbar zu Rockjazz und das Alphorn-Solo ging in
einem kräftigen Bläsersatz auf. Auch die Kerberbrüder Markus (Flöte, Sopran-
und Tenorsaxophon, Gesang) und Martin (Trompete, Zither, Akkordeon,
Scherrzither, Gesang) zeigten, dass sie mehrere musikalische Studiengänge
hinter sich haben. Kongenial und einfühlsam wurden die drei
Multiinstrumentalisten durch ihr Rhythmusduo unterstützt: dem Kaufbeurer
Bassisten Tiny Schmach und Pit Gogl aus Immenstadt am Schlagzeug.
In Biberach absolvierten sie ihr letztes Konzert als „Alpenfusion“ in diesem
Jahr, bevor sie mit den Eltern wieder „Stubenmusi“ spielen. Bleibt den
begeisterten Zuhörern nur das Warten auf die neue CD und die Hoffnung auf
ein Wiedersehen im Biberacher Jazzkeller.

Frank Raumel
Widdersteinstrasse 94
88400 Biberach
Tel. 07351/14317