22.09.2017: Finn Wiest Quartett – Jazzclub Biberach e.V.

22.09.2017: Finn Wiest Quartett

APPLAUS, APPLAUS für das junge Finn Wiest Quartett

BIBERACH – Die vier Jazzteens des neu formierten Finn Wiest Quartetts legten bei ihrem ersten abendfüllenden Auftritt einen beispiellosen Senkrechtstart in eine vielversprechende Bandkarriere aufs Parkett. Im überfüllten Jazzkeller, vor erwartungsvollem Publikum mit vielen Freunden und jugendlichen Fans gab es von den ersten Tönen an tosenden und motivierenden Applaus für die Mitglieder des baden-württembergischen Landesjazzorchesters.

„Four stars were born“, sagte eine Stimme aus dem älteren Block des Stammpublikums. „Bei der Energie und dem Elan brauchen wir uns um unsere Zukunft keine Sorgen machen“.

Das vermeintliche Risiko, eine „unerfahrene“ junge Truppe für den Saisonauftakt der Jazzclub Konzertreihe zu engagieren hat sich als absoluter Glücksgriff erwiesen. Die unbändige Spielfreude, die virtuose Beherrschung ihrer Instrumente, die Mannigfaltigkeit der ungebremst sprudelnden und vor Kreativität strotzenden Ideen ließ über gelegentliche Brüche und seltene Unregelmäßigkeiten leicht hinweg sehen. Wie bei den ausgebufftesten Profis funktionierte die Kommunikation durch gelegentliche Blickkontakte und Handzeichen ausgezeichnet und spontan.

Der erst 16jährige Frontmann Jakob Manz am Altsaxophon spielte mit vollem Einsatz und unglaublicher Leidenschaft bis fast zur völligen Erschöpfung. Parallel zur Schule absolviert er bereits ein Vorstudium an der Musikhochschule Stuttgart, Prof. Klaus Graf versteht sich als sein Mentor. Viele begeisterte Besucher fragten sich, was der junge Mann denn noch lernen solle. Ausgedehnte Improvisationen, in denen, nur manchmal unterbrochen durch rauschenden Szenenapplaus, gelegentlich fast „die Pferde mit ihm durchgingen“ zeigten eine Differenziertheit und stilistische Vielfalt, die in den weiteren Unterrichtsjahren vielleicht gar nicht mehr so stark gezügelt werden sollten. Chapeau!

Der vielfach preisgekrönte Bandleader Finn Wiest am Schlagzeug gefiel vor allem durch eine nur optisch etwas unterkühlt wirkende Bühnenpräsenz, rhythmische Präzision und Vielfalt, Souveränität auch in vertrackteren Taktarten und Rhythmen und vor allem der Fähigkeit „den Laden zusammen zu halten“.

Nicolai Daneck am Kawaiflügel sprühte vor musikalischen Einfällen, die er mit spielerischer Eleganz, kultiviertem Anschlag und perlenden Läufen zu prickelndem Leben erweckte. Am Kontra- und gelegentlich am E-Bass wirkte Neil Richter als sicher groovendes Fundament. Von ihm wie auch von Daneck wurden auch eigene Kompositionen in das Programm eingebracht, das ansonsten von teilweise durchaus überraschend neuartig arrangierten Standards geprägt war.

Von dieser Band wird man sicher noch hören…

Text und Fotos: Helmut Schönecker