20.11.2015: Alex Jung Trio – Jazzclub Biberach e.V.

20.11.2015: Alex Jung Trio

Alex Jung Trio im Jazzkeller

Zwischen impressionistischen Exerzitien und Tiefenentspannung

BIBERACH – Samtig weiche, einschmeichelnde Gitarrenklänge dominierten das musikalische Geschehen beim Freitagskonzert des Jazzclubs. Dichte, abwechslungsreiche, mitunter etwas beckenlastige Schlagzeugrhythmen des früheren Gewinners des internationalen Biberacher Jazzpreises für jugendliche Jazzmusikerinnen und –musiker (1996), Matthias Gmelin, an seinem selbst für ein Jazzschlagzeug besonders kompakten Drumset, immer mal wieder aufgelockert durch muntere Soloeinlagen, bildeten das rhythmische Fundament des Geschehens, welches ansonsten oft in träumerisch meditative Gefilde abzudriften drohte.

Frische Basics des agilen Kontrabassisten Johannes Ochsenbauer unterstützten das harmonische Geschehen und schwangen sich immer wieder zu melodischen Qualitäten auf, die dann den Bandleader Alex Jung an der Gitarre entlasteten, der ansonsten für beide Jobs gleichzeitig zuständig war. Diese „Doppelbelastung“ kam durchaus auch optisch zum Ausdruck, entrückte Bewegungen oder eine häufig angespannte Miene ließen keine Zweifel an den innerlich ablaufenden schöpferischen Prozessen aufkommen. Dies waren denn auch die äußeren Zeichen, dass in der Musik  des Trios nicht alles „Smooth Jazz“ oder bloß unterhaltend gedacht war, auch wenn die Stücke durchaus so gehört werden konnten. Wer sich mit der gefälligen Oberfläche zufrieden geben wollte, erlebte einen entspannten Abend mit unterhaltsamer Barmusik. In deren tieferen Schichten gab es allerdings durchaus mehr und vor allem auch überaus Interessantes zu entdecken.

Titel wie „Latinesk“, „On A Misty Night“ von den älteren CD-Einspielungen oder „Mellow“ von der demnächst anstehenden neuen CD-Produktion, alles Eigenkompositionen des Bandleaders Alex Jung an der Gitarre, sowie die wenigen Arrangements von meist weniger bekannten Standards offenbarten vielfältige Binnenstrukturen, denen nachzuspüren lohnenswert und unterhaltsam auf eine überaus anregende Art waren.

Der von der Fachkritik hoch gelobte Dozent der Münchner Jazzschule hat in den letzten Jahren, vielleicht versinnbildlicht im Titel „Mellow“, zu einem gereiften Personalstil gefunden, der zumeist in swingender Leichtigkeit Melodien mit komplexen Begleitfiguren kombiniert, gleichzeitig oder in virtuosem Wechsel immer wieder neu gruppiert, in impressionistischen Klangflächen versinkt und in eruptiven Spielfiguren auch immer wieder daraus hervorschießt. Die Reaktionen im Publikum schienen diese Facetten wieder zu spiegeln. Während die einen sich mit auf die impressionistischen Exerzitien begaben und gelegentlich mit Anfeuerungsrufen wieder daraus emportauchten, gab es auch den einen oder anderen relaxten Freitagabendbesucher hinter dessen geschlossenen Lidern die aktive seelische Entspannung zu erahnen war. Das Alex Jung Trio war für alle gut, die tiefenentspannten Besucher gaben sich dann aber doch mit nur einer Zugabe zufrieden.