20.09.2019: GBBJ – Gee’s Back Beat Jazz – Jazzclub Biberach e.V.

20.09.2019: GBBJ – Gee’s Back Beat Jazz

Fulminanter Auftakt der Jazzclub-Herbstsaison

GBBJ auf neuen Wegen

BIBERACH – Die konzertante Herbstsaison des Biberacher Jazzclubs begann im bestens besuchten Jazzkeller der Bruno-Frey-Musikschule mit gleich fünf musikalischen Schwergewichten der Extraklasse, verborgen hinter dem Kürzel GBBJ, „Gee’s Back Beat Jazz“. Gleich drei baden-württembergische Jazzpreisträger, neben der preisgekrönten Bandleaderin, der koreanischen Jazzpianistin Gee Hye Lee, spielten Alexander „Sandi“ Kuhn am Saxophon und Sebastian Schuster am Kontrabass. Dazu kamen Peter Lübke, Ex-Drummer von Udo Jürgens sowie  Frank Kuruc, renommierter Professor für Jazzgitarre an der Musikhochschule Mannheim. Sie beglückten, nicht nur mit der lautstark geforderten Zugabe „Happiness“, ein durchaus anspruchsvolles Publikum.

Zahlreiche Musiker aus der Region hatten sich unter das Publikum gemischt und erwiesen so den renommierten Kollegen ihre Referenz und nutzen in den Pausen und nach dem eindrucksvollen Konzert auch die Gelegenheit für fachliche Gespräche. Genau diese intime Club-Atmosphäre, mit den Musikern auf Tuchfühlung, die großartigen Künstler gewissermaßen zum Anfassen, macht das Erleben der Live-Musik zu etwas ganz Besonderem. Nebenbei konnte man aus Gee’s Anmoderation erfahren, dass dieses Konzert den Auftakt zu einer Konzerttournee nach Südkorea, gewissermaßen die Generalprobe dazu, bildete. Und es wurde auch gleich offenkundig, dass die Musiker bestens vorbereitet und hoch motiviert waren.

Druckvoll und atmosphärisch dicht begann das Quintett mit dem „Gee-Song“, gefolgt von „Soul of Seoul“ und „Korea, here we come“. Unschwer als Gee Hye Lees neueste Eigenkompositionen zu erkennen, deckten die Stücke gleichwohl eine immense stilistische Bandbreite ab und spiegelten wie in einem Brennglas die heterogenen kulturellen Wurzeln der Bandmitglieder wieder. Deren Eigenheiten zeigten sich natürlich vor allem in den improvisierten Teilen. Weitgespannte Soloimprovisationen ermöglichten freizügige Einblicke in Herz und Seele der Musiker. Neckische Dialog-Improvisationen – besonders zwischen Gitarre und Saxophon – boten kurzweilige Unterhaltung mit rhetorischen Qualitäten. In ständig zunehmender emotionaler Verdichtung erwiesen sich gezielt eingesetzte, kollektive Improvisationen als effektvolle Kulminationspunkte, die das Zeug dazu hatten, die Zuhörer von den Sitzen zu reißen und lautstarke Begeisterungsrufe sowie anfeuernde Pfiffe zu provozieren.

Mit weiteren Kompositionen, unter anderem auch aus der Feder von „Sandi“ Kuhn und Frank Kuruc, erweiterte sich die stilistische Vielfalt erneut. Lyrisch balladenhafte, ja verträumte Stücke wechselten mit knackig zupackenden, blues- und rockaffinen Grooves oder einprägsamen, plastischen Melodien. Besonders eindrucksvoll entfaltete sich dabei eine Komposition von Frank Kuruc über einer rhythmisch vertrackten, mit zahlreichen Spannungspausen durchsetzten Basslinie, in wechselndem Unisono als Grundlage für je eigenständige Improvisationen in der Art einer Passacaglia aufbereitet. Leider allzu schnell ging ein erfüllter Konzertabend seinem Ende entgegen und entließ glückliche und zufriedene Zuhörer in eine schon recht frische Herbstnacht.

Text: H. Schönecker
Fotos: Wolfgang Volz; Gruppenfotos: H. Schönecker