19.10.2018: Jazz and More Collective (Workshop) – Jazzclub Biberach e.V.

19.10.2018: Jazz and More Collective (Workshop)

Wieland-Gymnasium und Jazzclub fördern den Biberacher Jazz-Nachwuchs

Gute Nachrichten aus der Jazz-Werkstatt mit dem Jazz & More Collective

In der Jazz-Werkstatt des Wieland-Gymnasiums wurde am vergangenen Freitag nicht gehämmert, gesägt oder gebohrt und gefräst auch wenn es dort hieß „Jazz & More“ mit dem Dozententeam der Landesakademie Ochsenhausen. Das „More“ bestand vor allem in Informationen und Tipps aus der Praxis rund um das freie und gebundene Musizieren und Improvisieren. Egal ob mit oder ohne Noten, ob Jazz, Rock, Funk oder HipHop – das richtige Musizieren stand im Vordergrund. Acht Professoren oder Profimusiker haben sich einen ganzen Nachmittag lang intensiv mit rund 50 Workshop-Teilnehmern, überwiegend aus den Bands und Chören des Wieland-Gymnasiums und des Biberacher Jazzchores, beschäftigt und ihnen dabei anschaulich vorgeführt, wie lebendige Musik klingen muss.

Für die über 30 Sängerinnen und Sänger aller Altersgruppen ging es nach kurzer musikalischer Vorstellung der eigenen Fähigkeiten mit der Stuttgarter Gesangsdozentin und Jazzsängerin Fola Dada (im Dezember gastiert sie als Solistin mit der SWR Bigband auch in der Biberacher Stadthalle) in die Einzelarbeit. Eine kurze Stimmbildung, Hinweise zur richtigen Atem- und Singtechnik, typische Phrasierung und Intonation und, für viele Workshopteilnehmer überraschend, die organische Bewegung beim Singen, eröffneten die Arbeit an einem Satz aus Bob Chilcotts „A little Jazz Mass“. Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes „Jazz in Mass“ von Wieland-Gymnasium und Jazzclub Biberach soll im Frühjahr 2019 unter anderem auch die „kleine Jazzmesse“ aufgeführt werden. Sauber intonierte, farbige Jazzharmonien und moderne Rhythmen und Grooves setzen jedoch einige Erfahrungen und große Standsicherheit bei den Interpreten voraus. Daran wurde exemplarisch am Beispiel des „Kyrie“ gearbeitet und die Fortschritte innerhalb der relativ kurzen Workshopdauer waren beachtlich und ermutigend. Während den Chor-Probetagen im Dezember und Januar sowie in den regulären Proben wird daran weiter gefeilt werden.

Für die rund 20 Instrumentalisten stand nach der anfänglichen Vorstellung der Komposition „Spot an“ des Bandleaders Helmut Schönecker ebenfalls die Detailarbeit mit den Dozenten auf dem Programm. Prof. Klaus Graf arbeitete mit den Holzbläsern, Prof. Goran Klinghagen aus Göteborg mit den Gitarristen. Der Initiator des Projektes auf Landesebene, Veit Hübner, nahm sich das Bass-Register vor, während Prof. Johannes Herrlich aus Wien die tiefen Blechbläser betreute. Für die Pianisten stand der emeritierte Professor Martin Schrack zur Verfügung und die Schlagzeuger wurden von dem Stuttgarter Jazzschlagzeuger Martin Grünenwald instruiert.

Komponist und Jazztrompeter Joo Kraus (5x Jazz Award, Echopreisträger, Grammy nominiert), demnächst mit Uwe Ochsenknecht auch im Biberacher Abdera zu hören, hatte leider keine Trompeter zu betreuen, mischte sich aber als vollwertiger Perkussionist und Keyboarder auch bei den anderen Gruppierungen ins Geschehen ein, half da und dort aus, gab wertvolle Tipps und führte in den Tuttiteilen die Phalanx der Improvisatoren an.

Besonders interessant und motivierend fanden die Workshopteilnehmer den Part in dem sie selbst Fragen an die Künstler stellen konnten. „Wie kamen Sie zu ihrem Instrument? Wie kamen Sie zum Jazz? Wie lange mussten Sie üben um so gut zu werden? Woher kommen die musikalischen Einfälle beim Improvisieren? Welches waren ihre großen Vorbilder? Dies und vieles mehr wollten die jungen Nachwuchsmusiker von den Profis erfahren. Manche Anekdote sorgte hier für kurzweilige Unterhaltung. Manche Antwort lag sehr nahe an den Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler, die ebenfalls im Musikverein, im Posaunenchor oder in der Schulband ihre ersten musikalischen Schritte taten und war von daher besonders motivierend.

Text: Helmut Schönecker
Fotos: Peter Kiene & Helmut Schönecker