16.02.2008: Doug Jay & The Blue Jays – Jazzclub Biberach e.V.

16.02.2008: Doug Jay & The Blue Jays

Doug Jay & The Blue Jays im Biberacher Jazzkeller

Doug Jay hat den Blues

Dass der Blues lebt und immer neue Blüten treibt, hat einmal mehr der seit rund acht Jahren in Deutschland lebende Amerikaner Douglas „Doug“ Jay mit seinen Blue Jays am Samstagabend im gut gefüllten Biberacher Jazzkeller eindrucksvoll bewiesen. Selten schlugen in dem honorigen „Gewölbe“ die Wogen der Begeisterung so hoch.

Nur mit einigen zentimetergroßen Mundharmonikas und einer bluestypischen „Alltagsstimme“ ausgestattet, zündete Doug Jay vom ersten Titel an ein wahres Feuerwerk an Emotionen. Überwiegend Eigenkompositionen der letzten 10 Jahre, die sich allesamt auf den wiederholt vom kurzweilig moderierenden Bandleader in drolligem „Germisch“ oder „Denglisch“  angepriesenen CD-Produktionen wieder finden, boten einen authentischen Einblick in die Gefühls- und Erfahrungswelt eines wandernden Blues-Barden. Kongenialer Partner war ihm Jimmy Reiter, dessen Gitarrenspiel und –sound sich hinter den großen amerikanischen Vorbildern nicht verstecken musste. Unter dem Motto „Alles Fender oder was“ kultivierte er den angesagtesten Gitarrensound aller Zeiten in geradezu virtuoser Perfektion. Wie gut Blues und Jazz sich dabei miteinander vertragen, zeigte sich in den wundervollen Dialogimprovisationen zwischen Gitarre und Bluesharp.

Aber nicht da, wo enervierende Rhythmen (Drumset – André Werkmeister), druckvolle Bässe (E-Bass – Udo Hartmann), fetzige Gitarren- und jaulende Bluesharmonika-Sounds kurz unterhalb der Schmerzschwelle dominierten, nein, da wo sich die acht wattstarken Lautsprecherboxen nur als unnötige Staffage erwiesen, ereignete sich das wirklich Bedeutungsvolle des Bluesabends. In einem von Muddy Waters inspirierten Blues über ein junges Mädchen, „She Moves Me“,  verfielen Reiter und Jay in einen intimen musikalischen Dialog im zartesten Pianissimo, in dessen Verlauf Reiter seine Tonabnehmer fast ganz abdrehte und Doug Jay ohne Mikro und Verstärkung, fast verloren am Bühnenrand sitzend, in vielsagend parlierenden Bluesharp-Tönen seinen Erinnerungen nachzuhängen schien. Erinnerungen vielleicht an den archaischen Country-Blues, der mit einfachsten Mitteln ein Maximum an Ausdruck und Glaubwürdigkeit erzielte. Genau hier zeigte sich denn auch die wahre Meisterschaft der beiden Frontmänner, hier wurde klar, dass Doug Jay und Jimmy Reiter den Blues tatsächlich habem und ihn nicht nur geschäftsmäßig interpretieren. Hier leuchtete durch alle Professionalität hindurch die Seele des empfindsamen, verletzlichen  Musikers, dessen sensibler Musikalität es gelingt, einen hoffnungsvollen Schuss Blau in das abgrundtiefe Schwarz verzweifelter Alltäglichkeit zu bringen.

 

Gez. Dr. Helmut Schönecker