Temperamentvoller Boogie& Bluesabend im Jazzkeller
„Boogie Project“ aus Freiburg heizt kräftig ein
Mit einer kleinen Verspätung, dafür aber von Null auf Hundert in 4 Sekunden begann der höchst temperamentvolle Boogie & Bluesabend mit dem Freiburger Trio „Boogie Project“ um den in Biberach wohl bekannten Sizilianer Enzo Randazzo im ordentlich besetzten Jazzkeller.
Nach einem anstrengenden Tag in der Unfallchirurgie, seiner letzten Operation um 18.00h und anschließender PKW-Fahrt von Offenburg nach Biberach sowie einer Odyssee durch die verwinkelte Altstadt, trat er mit wenigen Minuten Verspätung, nur mit einem Noten- statt seinem Arztköfferchen bewaffnet in den Jazzkeller, hin vor ein gespannt wartendes, dankbar applaudierendes Publikum und sofort auf die Bühne. Nach knapper Begrüßung der erleichterten Musikerkollegen, einer kurzen erklärenden Entschuldigung sowie viermaligem Aufstampfen mit dem Fuß begann das Boogie-Mobil des Mark Wunderlich seine rasante Fahrt aufzunehmen. Aus dem Stand verfiel der aufgeweckte Eleve von Thomas Scheytt in ein schwindelerregendes Tempo, heizte so kräftig ein, dass bereits nach wenigen Stücken die mitgebrachten Schweißtücher zum Einsatz kommen mussten.
Singend, spielend und stampfend verarbeitete Wunderlich seinen eigenen Arbeitstag und riss in diesem unglaublichen Energieausbruch seine Bandkollegen ebenso mit wie das begeisterte Publikum. Ab dem zweiten Set lief dann alles so richtig rund. Sentimentale Bluestitel, inspirierte Swingstücke, fetzige Boogie-Woogies und gegen Ende hin immer mehr mitreißende Rock`n`Roll Nummern brachten die Stimmung fast zum Kochen. Die ungehemmte Spielfreude entlud sich über einem bereitwillig mitgehenden Publikum. Mitwippen, Mitklatschen, Mitsingen war angesagt.
Solchermaßen angesteckt ließ auch der Klasse-Blues-Gitarrist Kai Linde nichts anbrennen und forderte mit den frechen Vamps seiner beseelten Improvisationen das Publikum mehrfach zu Begeisterungsrufen und Sonderapplaus heraus. Der Bandleader Enzo Randazzo agierte meist sachdienlich und eher unauffällig am Schlagzeug, sobald er aber eine Einlage auf seinem multifunktionalen Waschbrett inszenierte, gab es kein Halten mehr: Tuten, Klingeln, Klappern, Ratschen, Rasseln, Scheppern und Scheuern in atemberaubenden Abfolgen sorgten erst für verblüfftes Kopfschütteln und dann aber für heftige Begeisterung, die sich auch durch kleinere rhythmische Koordinationsprobleme in den allerschnellsten Boogienummern nicht abkühlte. Unzählige Zugaben im dadurch auf die doppelte Länge des ersten angewachsenen zweiten Set machten Musikern und Zuhörern gleichermaßen Freude.
Gez. Dr. Helmut Schönecker