12.12.2008: Wolfgang Lackerschmid Trio (Jazz für Kinder) – Jazzclub Biberach e.V.

12.12.2008: Wolfgang Lackerschmid Trio (Jazz für Kinder)

Wieland-Gymnasium „Jazz für Kinder“ – Interaktives Gesprächskonzert

Musikalische Interaktion in wohldosierten Häppchen

Rund 200 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 des Wieland-Gymnasiums hatten am Freitagvormittag in der Aula die Gelegenheit, im Rahmen der von der Landesstiftung Baden-Württemberg, der LBBW und dem Landesjazzverband geförderten Projektreihe „Jazz für Kinder“, ihren musikalischen Standort neu zu bestimmen. Für rund die Hälfte der Kinder war dies nach eigenem Bekunden das erste Live-Konzert überhaupt.

Der Weltklasse-Vibraphonist und Komponist Wolfgang Lackerschmid, pädagogisch und künstlerisch befähigt durch seine langjährige musikalische Zusammenarbeit mit der „Augsburger Puppenkiste“, durch etliche Hörspiele für Kinder und vor einigen Jahren gar einem eigens für das Wieland-Gymnasium komponierten Schulmusical „Labyrinth“, nahm die schwierige Aufgabe auf sich, den „mp3-geprägten“ und „bohlengeschädigten“ Kids eine völlig fremde Welt näher zu bringen.

Die anfänglichen Erwartungen an das ungewöhnliche Event hätten gar nicht weiter auseinander liegen können. Das zum Abschluss einer klassenarbeitsreichen Woche eher auf „Happening“ eingestellte jugendliche Publikum war zwar sofort dabei, klatsche mit und staunte über das ohne große Lautsprecherboxen und glitzernde Showeffekte so ganz normal auf der Bühne angetretene „Wolfgang Lackerschmid Trio“. Neben dem Komponisten war dessen Frau, die gefragte Jazzsängerin Stefanie Schlesinger und der brasilianische Gitarrist Pedro Tagliani mit von der Partie. Lackerschmids launige Erklärungen über das, „was denn Jazzmusiker so tun“, stießen auch auf große Aufmerksamkeit. „Jazzmusiker nehmen ein meist bekanntes Musikstück, eine eingängige Melodie und lassen dann alles weg, was ihnen daran nicht gefällt“, kolportierte Lackerschmid und trat gleich darauf mit „Leise rieselt der Schnee“ den musikalischen Beweis in Form eines wunderschönen, eingängigen Jazz Waltz an. Erkältungsbedingt mit etwas „rauchiger“ Stimme aber dadurch umso jazztypischer intonierte Stefanie Schlesinger – in stilsicherem Timing keinen Ton dahin setzend, wo er notationstechnisch üblicherweise steht – den melodischen Rahmen, innerhalb dessen sich Lackerschmid und Tagliani auf seiner 7saitigen Gitarre mit ihren virtuosen Improvisationen um all das herum drückten, „was ihnen nicht daran gefiel“.  Mit der Vertonung eines eher satirisch gemeinten, etwas ketzerischen Rilkegedichtes waren die 11- und 12jährigen Schülerinnen und Schüler dann aber wohl doch etwas überfordert. Die komplexe und eher artifiziell wirkende Musik des Stückes brachte zu wenig Action und Abwechslung um die Kids wirklich zu fesseln. Es spricht für die Professionalität Lackerschmids, dass er danach sein Publikum sofort aktiv ins musikalische Geschehen einbezog, indem  er etwa einen auf die beiden Saalhälften verteilten, zeitversetzten Claves-Rhythmus als Grundlage für seine Improvisationen inszenierte. Als besonders fruchtbar erwies sich jedoch eine blueslastige „Jamsession“, bei der – nach einigem Zögern – ausgerechnet eine der kleinsten Fünftklässlerinnen den ersten Schritt ans Mikrofon und vor das große Publikum wagte um nach Vorgabe von Lackerschmid und Schlesinger ein-  oder zweitaktige Scat-Motive (a la „Minnie, The Moocher“) im Wechsel mit dem nachahmenden Publikum zu improvisieren. Rauschender Beifall und eine nicht enden wollende Kette von „Nachahmungstätern“ ließen die Veranstaltung, die am Abend im Jazzkeller noch ein konzertantes Nachspiel für die interessierten Eltern finden sollte – kurzweilig zu Ende gehen.

 

Gez. Dr. Helmut Schönecker