12.10.2007: Rolf Richie Golz – Jazzclub Biberach e.V.

12.10.2007: Rolf Richie Golz

Rolf Richie Golz beim Heimspiel im Jazzkeller

Harmonisches Pianospiel im Kreis der Freunde

Eine stattliche Zahl an Fans, Schülern und Freunden des Biberacher Pianisten Rolf Ritchie Golz fanden beim Freitagabendkonzert des Jazzclubs Biberach einen hoch motivierten, fast schon aufgekratzt wirkenden heimischen Künstler in allerbester Spiellaune vor. Der Lokalheroe hat mit diesem gelungenen Abend seinen Fankreis unter den Besuchern wohl sogar noch erweitern können.

In einer außerordentlichen stilistischen Bandbreite, von fetzigen Boogie- und Bluespiano-Titeln zu filigranen Kompositionen mit barocken und klassischen Anklängen, von meditativ klangmalerischen Stücken zu leichtem Piano-Pop im Stile eines Billy Joel oder Elton John, von romantischen Lyrizismen zu fantasievoll kreativem Modern Jazz á la Keith Jarrett, vom dezent unterhaltsamen Bar- oder Cocktailjazz bis hin zu vollgriffig konzertanten Virtuosennummern war alles vertreten, was allgemein gefällt und populär ist. Nahezu alles was im modernen Jazz, ja überhaupt in der Klaviermusik Rang und Namen hat, wurde von dem lange Zeit unterschätzten Biberacher Künstler intellektuell und emotional verarbeitet und in abwechslungsreiche, keinesfalls eklektische Eigenkompositionen eingegossen.  Ecken und Kanten der Golzschen Stücke waren dabei bewusst geglättet, und bereits die Abfolge der klangsinnlichen Konglomerate war immer auf Ausgleich bedacht. Auf Euphorie folgte Melancholie, auf Regen Sonnenschein. Keine Frage. Diese Ausgewogenheit hatte einen großen Anteil an dem entspannt unterhaltsamen, abgerundeten Konzertabend, der im Publikum Glücksgefühle und Zufriedenheit hinterließ, der dankbaren Applaus und mehrere Zugaben nach sich zog.

Diese programmatische Ausgewogenheit hat aber möglicherweise auch die Chance vertan, durch geschickte Dramaturgie das Publikum an- und aufzuheizen oder gar zu richtigen Begeisterungsstürmen hinzureißen. Technisches und musikalisches Potential dazu ist bei Golz überreichlich vorhanden. Die prinzipienhafte Angewohnheit jedoch, immer wieder Druck aus dem Kessel zu nehmen, vielleicht auch in der Absicht mit den eigenen Kräften ökonomisch hauszuhalten, führte konsequent zu einer eher kontemplativen Grundhaltung der Golzschen Musik. Die introvertierte Verzücktheit, die sich in Golz’ Mienenspiel und Körpersprache äußerte, die auch im häufigen Mitsingen oder Mitsummen der Melodielinien zum Ausdruck kam, verkörperte jedoch auch die ausbalancierte Harmonie aller Teile des Ganzen, das ästhetische Streben nach dem musikalisch Schönen, das mehr beinhaltet als nur den schönen Schein.