07.04.2017: Trio ELF – Jazzclub Biberach e.V.

07.04.2017: Trio ELF

Trio ELF mit „MusicBoxMusic“ im Jazzkeller

In der Ruhe liegt die Kraft

BIBERACH – Der gefragte Münchner Pianist und Komponist Walter Lang schaffte es einmal mehr mit seinem Trio ELF, bei seinem mittlerweile vierten Biberacher Auftritt in den letzten vier Jahren, eine stattliche Anzahl Fans zu mobilisieren oder neu zu überzeugen. Im prall gefüllten Jazzkeller durfte ein vom ersten Titel an hell begeistertes Publikum erleben, dass auch der ausgereifte Personalstil von Weltklasse-Musikern noch Steigerungen bereithalten kann. Das international gefeierte Trio zeigte mit der Präsentation seiner jüngsten CD „MusicBoxMusic“ erneut einen mutigen, risiko- und experimentierfreudigen sehr persönlichen Zugang zur oft geschmähten „Spieluhren- oder Automatenmusik“, mit überraschenden und teilweise verblüffenden Resultaten.

Verriet die erste Zugabe mit der geschichtsträchtigen „Mensch-Maschine“ von den weltbekannten deutschen Elektro-Rock-Pionieren „Kraftwerk“ noch die motorisch-mechanische Anfangsmotivation des Bandkonzeptes, zeigte die zweite, eifrig herbeigeklatsche Zugabe in ihrer entrückten Transzendenz die ruhige Ausdruckstiefe aus der die wahre, vielleicht durch buddhistische Meditation und regelmäßige Yogaübungen gespeiste Kraft und Energie strömt. Die resultierende friedvolle Ruhe strömte jedenfalls ungehemmt in die offenen Herzen eines wie befreit durchatmenden, dankbaren Publikums, welches anschließend auch in Scharen die mitgebrachten CDs erstand und signieren ließ.

Die Begeisterung auf beiden Seiten war sichtlich mit Händen zu greifen. Die Musiker ließen sich von dem Wohlwollen ihrer Fans auf Händen und von einem interpretatorischen Highlight zum nächsten tragen. In der raumgreifenden Weite von „Emptiness“ aus der Feder des slowakischen Bassisten Peter Cudek, kontrapunktiert durch präzise, feingliedrige Rhythmen von Gerwin Eisenhauer am Drumset oder in den kernig zupackenden, balkanisch anmutenden Bass- und Melodielinien von Walter Langs „Suq“ – jede der zahlreichen Kompositionen wies eine originelle Eigencharakteristik auf. Das weitgereiste, gerade erst von einer Tournee durch Zentral- und Nordamerika zurückgekehrte Trio verschmolz alle diese kosmopolitischen Einflüsse mit einem hohen Maß an Spielfreude und oft augenzwinkernden Humor zu frischen und erfrischenden, lebensprallen Preziosen in allen Schattierungen, zwischen unbeschwerter Heiterkeit und dem gelegentlichen Anflug melancholischer Kontemplation.

Ob durch spieluhrenhafte Ostinatofiguren in gebetsmühlenartigen Wiederholungen zu tranceähnlichen Zuständen führend oder in dramatisch-druckvoller Dynamik kulminierende Rock-, Funk- oder Hiphop-Grooves, die transparenten und mittels elektronischem Zauberkästchen klanglich modifizierten Sounds und Harmonien entwickelten eine ganz eigene magische Intensität, die unter die Haut ging und die Nackenhärchen aufzurichten vermochte. Die virtuosen und höchst inspirierten Improvisationen aller Bandmitglieder fügten sich organisch in die Stücke ein und ließen, wie sonst leider allzu oft bei namhaften Künstlern, nicht einmal den Verdacht auf bloße Effekthascherei aufkommen.

gez. H. Schönecker