07.02.2014: Jörg Hurter Quintett – Jazzclub Biberach e.V.

07.02.2014: Jörg Hurter Quintett

Jörg Hurter Quintett lässt es swingend krachen

Ein Königreich für einen „Walking Bass“

BIBERACH – Direkt von der Masterprüfung an der Musikhochschule Mannheim, durch einen mehrstündigen Autobahnstau punktgenau zum Konzertbeginn mit dem Jörg Hurter Quintett vor das erwartungsvolle Publikum im überfüllten Biberacher Jazzkeller – Friedrich Betz am Kontrabass ließ am Freitagabend nichts anbrennen.

Beinahe drei Stunden lang ging es ohne Ermüdungserscheinungen im Jazzkeller Schlag auf Schlag. Modern Swing in allen Varianten, mal mit Blueseinschlag, mal kubanisch gefärbt, dann wieder rockig oder funky, meist mit bewährten Standards in gewohnten Strukturen, am besten jedoch in den Eigenkompositionen des Bandleaders und Gitarristen Jörg Hurter, spielte die deutsch-schweizerische Formation einen hochenergetischen Unterhaltungsjazz der Referenzklasse. Neben den rasanten Improvisationen des in Köln lebenden und vielfach preisgekrönten jungen Altsaxophonisten Johannes Ludwig und dem stilsicher begleitenden, leider viel zu selten auch solistisch hervortretenden Dozenten für Jazzpiano und –geschichte an den Musikhochschulen Nürnberg und Würzburg, Bernhard Pichl, war es vor allem der quicklebendige und höchst präzise spielende Drummer Uli Kleideiter, der aus dem gediegenen Klanggewand des Quintetts die Funken sprühen ließ.

Die Kompositionen der bestens aufeinander eingespielten Truppe wirkten durchweg stilsicher und ausgereift, blieben bei allem Abwechslungsreichtum gleichbleibend druckvoll, atmosphärisch dicht und stimulierend. Zu den Highlights gehörten die Triokomposition „Shirley’s Delight“ von Jörg Hurter, „Green Tea“ klang so gesund und kraftvoll, wie der Titel vermuten lässt. „Friday Night at the Cadillac Club“ ging richtig unter die Haut, absolutes Schmankerl war in den meisten Swingtiteln jedoch der „Walking Bass“ von Friedrich Betz. Die prickelnde Mischung aus vielfachen Sequenzbildungen, chromatischen Durchgängen und plastischen Motiven innerhalb weitgespannter harmonischer Strukturen ließen aus der funktional dienenden Basslinie ein lebendiges Fundament mit eigenständigen melodischen Gestalten und mitreißendem Groove werden. Soviel Aufwand für eine dienende Basslinie treiben nur wenige Bassisten, einen solchen in der Band zu haben ist Gold wert: Ein Königreich für einen solchen „Walking Bass“!

Jörg Hurter hielt all diese tollen Musiker zusammen. Nicht nur durch seine humorig trockenen Moderationen – gleich zu Beginn löste sein Schwyzerdütsch und der Hinweis auf seinen derzeitigen Wohnort in Spielbach große Heiterkeit aus. „Weiß jemand, wo Spielbach liegt? Nein? Na in der Nähe von Schrozberg…“ Auch musikalisch war Hurter die Matrix, die es verstand, die individuellen Eigenarten seiner vier Mitstreiter organisch einzubinden, ohne dabei jedoch auf Experimente zu setzen. Sein eingängiges, etwas blueslastiges, dabei aber hochvirtuoses und abwechslungsreiches Gitarrenspiel zog die stilistische Essenz aus den starken Charakteren der Formation und vermittelte immense Spielfreude in Permanenz.