06.10.2017: John Stowell – Manfred Junker Duo – Jazzclub Biberach e.V.

06.10.2017: John Stowell – Manfred Junker Duo

John Stowell – Manfred Junker Duo im Jazzkeller

Meistergitarristen fesseln Biberacher Jazzpublikum

BIBERACH – Der in Konstanz lebende Manfred Junker ist im Biberacher Jazzclub ein alter Bekannter. In den verschiedensten Formationen war er in den letzten Jahren schon zu Gast im Jazzkeller und seine familiären Wurzeln mütterlicherseits liegen ebenfalls in der Oberschwabenmetropole. Bei seinem jüngsten Besuch im Jazzkeller hatte er allerdings eine gestandene Gitarrenlegende als Duopartner mitgebracht. Der gebürtige New Yorker John Stowell, der seit den 1970er Jahren als „reisender Minnesänger“ um die Welt tourt, fand in Junker einen kongenialen Mitstreiter und bei den Jazzbibern viele aufmerksame Zuhörer und sicher auch viele neue Fans.
Zu vielen Originalkompositionen Stowells komponierte Junker eigenständige Gitarrenstimmen, mal in Form eher rhythmisch geprägter Begleitfigurationen, oft aber auch in kontrapunktischer Verschränkung und komplementärrhythmischer Verzahnung in elaborierter Polyphonie. Die Intensität und kreative Vielfalt der gestalterischen Ideen, gepaart mit einer dezenten Virtuosität der beiden Meistergitarristen fesselten und begeisterten von Beginn an.
Das reibungslose Mit- und Ineinander der beiden Partien, deren chamäleonartige Rhythmus- und Strukturwechsel auch immer wieder durch längere Improvisationen aufgelockert wurden, verlangte nach aufmerksamen Zuhörern, ließ aber durchaus auch ein entspanntes Wegdämmern in die Transzendenz versunkener Kontemplation zu. Nicht immer war dabei die Dramaturgie in der Reihenfolge der Stücke besonders glücklich, wie auch Junker bei der Ankündigung einer stimmungsvollen Ballade für Zwei nach einer lyrisch-introvertierten Eigenkomposition anmerkte. Manch ein Gast schien während dieser hochkomplexen Darbietungen mitunter sehr tiefenentspannt in weit entfernten metaphysischen Gefilden zu verweilen, aus denen ihn erst der rauschende Schlussapplaus wieder zurückholen konnte.
Als besonderes Highlight erwies sich nach der Pause ein Wechsel der Instrumente. John Stowell und Manfred Junker adelten den Biberacher Gitarrenbauer Christoph Reck indem sie auf den von Reck bereitgestellten Gitarren ein gemeinsames Musikstück spielten und ihn danach ausdrücklich für seine in Handarbeit als Unikate gefertigten Gitarren lobten. Der Klang stand den Meistergitarren der beiden Gitarren-Heroen in keiner Weise nach, wirkte in seiner geschmeidigen Ausgewogenheit vielleicht sogar noch etwas klarer und transparenter als diese. Gegen die Praxistauglichkeit von Stowells zerlegbarer „Reisegitarre“, einer sündhaft teuren Spezialanfertigung im Format flugtauglichen Handgepäcks, kamen die Biberacher Meisterinstrumente allerdings nicht an.
Nach zahlreichen Eigenkompositionen von Stowell und Junker, darunter auch viele Titel der gemeinsamen Duo-CD „Here at last“ sowie einigen erfrischenden Arrangements von Thelonius Monk -, Miles Davis -oder John Scofield – Titeln, gab es am Ende gleich zwei Zugaben und reichlich Lob seitens der Musiker an ein überaus aufmerksames und CD-Kauf-freudiges Publikum.

Text und Foto: H. Schönecker