05.02.2010: Manfred Junker – German Klaiber Duo – Jazzclub Biberach e.V.

05.02.2010: Manfred Junker – German Klaiber Duo

Junker & Klaiber im Jazzkeller

Mit Charlie Chaplin im Biberacher Rampenlicht

Zurückhaltende Bescheidenheit und grelles Rampenlicht scheinen so recht nicht zusammenzupassen. Auch wenn die Rampe im Jazzkeller nicht allzu hoch und die Bühnenbeleuchtung eher gedämpft war, das Konzert mit den beiden bescheidenen Herren auf der Bühne kam nicht glamourös und extrovertiert daher und auch das Publikum war nicht allzu zahlreich erschienen. Ganz im Stile ihrer musikalischen Vorlagen, die fast ausschließlich aus Charlie-Chaplin-Filmen entnommen waren, auch ganz im Stil des eher schüchternen Gentleman-Tramps, dessen musikalische Qualitäten hinter seinen herausragenden Schauspiel- und Regiefähigkeiten eher unspektakulär erschienen, Manfred Junker an den Gitarren und German Klaiber am Kontrabass wählten einmal mehr genau das ihrem eigenen Musikstil gemäße Sujet.

 

Tief empfundene Melodien mit einem Schuss Melancholie und Sentimentalität, erst einmal ihrer verkitschten Hollywood-Symphonik entkleidet, gewannen durch Junker und Klaiber eine subtile Plastizität und Präsenz, fanden in unverstellter Direktheit ihre Würde wieder. Durch die beiden sensiblen Musiker fand Chaplins Musik, ihrer filmischen Funktion ledig, gewissermaßen zu sich selbst. Die sorgsame Freilegung des Ursprünglichen, verbunden mit der dezenten Verfremdung im Jazzidiom ließ dabei wirklich Neues aus dem Geist des Alten entstehen: im etwas eigenwilligen aber überzeugenden „Manfred Junker Stil“.

 

Filigran und verspielt, in leichter, fast spinnenmäßiger Behändigkeit und dabei doch völlig unspektakulär, gestalteten German Klaiber und Manfred Junker ihre Soloparts und Improvisationen in einer so selbstverständlichen Virtuosität, dass diese bereits wieder beiläufig wirkte. Die Arrangements ließen dabei musikalische Strukturen anklingen, die zwischen aphoristischer Prägnanz und amorpher Unbestimmtheit sich stilistisch nur schwer fassen ließen, ja mitunter etwas Chamäleonhaftes annahmen.

 

Neben Titeln aus dem Film „König von New York“ oder „Der große Diktator“ waren es vor allem das bekannte „Eternally“ aus Chaplins „Im Rampenlicht“ oder das legendäre „Smile“ aus „Moderne Zeiten“, welche den Weg ins Innerste der verzückten Zuhörer fanden. Junker ist seinem musikalischen Konzept über die Jahre hinweg treu geblieben und hat es weiter ausdifferenziert. Die großen Melodiker unserer Zeit, Cole Porter, Richard Rodgers (herausragend interpretiert dessen „Funny Valentine“ – zur Einstimmung auf den Valentinstag) und nun eben auch Charlie Chaplin bilden Junkers roten Faden ins Kerngehäuse der Musik. Das große Publikum scheint ihm dennoch dahin nicht folgen zu wollen, steht wohl eher auf Lautes und Spektakuläres. Die anwesenden Gäste fanden jedoch mit Junker & Klaiber ihren Frieden und gingen nach dem Konzert entspannt in den Schneesturm hinaus.

 

Gez. Dr. Helmut Schönecker