04.11.2014: Jazz & More Collective – Jazzclub Biberach e.V.

04.11.2014: Jazz & More Collective

Dozentenkonzert vom „Jazz & More Collective“

Generationenübergreifender Enthusiasmus

BIBERACH – Müßig zu fragen, ob es die von ungebrochener Kraft und Energie geprägte Spielfreude oder die jahrelangen Erfahrungen im Umgang mit jungen Menschen waren, die dem „Jazz & More Collective“ der Landesmusikakademie Baden-Württemberg mit seinen acht renommierten Jazzmusikern zu einem grandiosen Konzertabend in der Biberacher Aula der Gymnasien verhalfen. In einer Kooperation zwischen Wieland-Gymnasium und Jazzclub Biberach bot das in über zehn Jahren gemeinsamen Musizierens zusammengewachsene Ausnahme-Ensemble der Ochsenhausener Sommer-Jazzkurse auf seinem Weg durch zehn baden-württembergische Gymnasien zum Abschluss des nachmittäglichen Schüler-Workshops ein musikalisches Erlebnis der Extraklasse.

Einer kurzen musikalischen Vorstellung der Schulbands von Wieland- und Pestalozzi-Gymnasium unter ihren Leitern Helmut Schönecker und Martin Remke folgte die Präsentation der beiden im Workshop erarbeiteten Musiktitel durch die mit den Dozenten verstärkte fast 50köpfige Monster-Bigband unter der Leitung des Schlagzeugers Torsten Krill und dem Initiator des Projektes Veit Hübner. Der hochmotivierte Jazznachwuchs steuerte neben der jugendlichen Power zu den Stücken auch erste Solo-Improvisationen bei.

Nach einer kurzen Umbaupause mit lukullischen Aufmerksamkeiten der Donaufahrer von der Klasse 9d und dem Thekenteam vom Jazzclub Biberach ging es mit „Not too late“ von Klaus Graf dann so richtig zur Sache. Die alten Hasen zeigten den Workshopteilnehmern, wie es klingt, wenn alles so sitzt, wie es sitzen soll. Fast nur mit Eigenkompositionen des „Collectives“ und herausragenden Solo-Improvisationen aller Musiker entstand ein stilistisch abwechslungsreiches kurzweiliges Feuerwerk einer topmodernen Musiksprache: dem Jazz.

Selbst eine der ältesten Kompositionen des Abends, das zum Jazzstandard gewordene „I’m old fashioned“ von Jerome Kern und Johnny Mercer aus dem Filmklassiker „You were never lovlier“ mit Rita Hayworth und Fred Astaire in den Gesangsrollen wirkte im neuen Arrangement des JMC frisch und unkonventionell. „Hot Summer In Vienna“ des Wiener Posaunenprofessors Johannes Herrlich, „Parents Trust“ vom Kontrabassisten Veit Hübner oder „The Essential Point“ des Nürnberger Klavierprofessors Martin Schrack bot diesen willkommenen Spielraum für kreative Stehgreifeinfälle.

Zu den absoluten Topnummern gehörte der eigens komponierte Titel „This is how we do it“ des Ulmer Echopreisträgers Joo Kraus. Zeitgemäßer Groove, eine witzig-transparente Struktur, ein unter die Haut gehender Trompetensound, gerappte oder „gebeatboxte“ Parts und dazu den augenzwinkernden Humor des gefragten HipJazzers ließen die Stimmung weiter hochkochen. Inspirierte Gesangseinlagen von Sarah Lipfert, etwa in der gesanglich anspruchsvollen Jazzballade „Body and Soul“ mit einem genialischen Saxophonsolo von Klaus Graf, dem Solosaxophonisten der SWR Bigband und den Gitarrenklängen des schwedischen Gitarrenprofessors Göran Klinghagen, trieben die Stimmung schließlich auf den Höhepunkt. Frenetischer Applaus forderte schließlich noch eine Zugabe heraus, bevor der Alltag die ermüdeten Schüler schließlich wieder einholte.