„Big Swing In Concert“ beschert Jazzbibern einen goldenen Jazzherbst
Herzensträume und Trompetenzauber in der Gigelberghalle
BIBERACH – Fulminante Klänge und Swing in allen Facetten bescherte das Projekt „Big Swing In Concert“ am Tag der deutschen Einheit mit dem „Daimler Swing Ensemble“ unter Leitung von SWR-Startrompeter Felice Civitareale, dem Trio „Fessele-Knudsen-Streit“, dem „Porter Percussion Duo“ und den „Diamond Strings“ einem rundum begeisterten Publikum in der Gigelberghalle. Der veranstaltende Jazzclub sowie der Initiator des Projektes, Michael Porter, hätten zwar gerne etwas höhere Besucherzahlen gesehen, angesichts der weit verbreiteten Anlaufprobleme beim Neustart der Kultur war die Veranstaltung jedoch mehr als nur ein Hoffnungsschimmer.
In dem knapp dreistündigen Programm blieben keinerlei Wünsche offen. Für jeden der knapp 200 Besucher war etwas geboten. Selbst einem 95jährigen, langjährigen Fan des SWR-Startrompeters Felice Civitareale in der ersten Reihe wurde mit der Zugabe von Louis Armstrongs „What A Wonderful World“ explizit die Ehre eines Geburtstagsständchens gewährt. Bereits die Programmkonzeption versprach abwechslungsreiche Unterhaltung und künstlerischen Genuss auf hohem Niveau. Das hoch dekorierte und international renommierte „Porter Percussion Duo“ mit den Schwestern Jessica und Vanessa Porter aus Laupheim steuerte mehrere hochvirtuose und umjubelte Darbietungen bei. Das in der Region verortete Trio um die quirlige dänische Jazzsängerin Lea Knudsen, den Keyboarder Joe Fessele und Multitalent Norbert Streit an Saxophon und Gesang fetzte mit schwungvollen Beiträgen im fliegenden Wechsel über die Bühne während das routinierte „Daimler Swing Ensemble“, verstärkt durch zehn akademische Streicher aus der näheren und weiteren Umgebung, die „Diamond Strings“ ebenfalls unter der Leitung von Felice Civitareale, mit erlesenen Swingtiteln in neuen Arrangements sowie Eigenkompositionen des Bandleaders das Rückgrat des Programms bildete.
Ohne an dieser Stelle alle Höhepunkte ansprechen zu können, waren es doch vor allem die von allen Akteuren gemeinsam performten Nummern, die das Besondere der Veranstaltung ausmachten. Im vollen Panoramasound, professionell abgemischt von Eugen Ruedel, mit lebendigen Streicherklängen, zwei Keyboards, umfangreichem Drum- und Percussion-Instrumentarium, solistischem und mehrstimmigem Gesang sowie einer Jazzcombo mit herausragenden Soloimprovisationen erklangen viele Highlights der Swingära. Noch heute für viele Zuhörer das Filetstück der Jazzgeschichte, kamen Klassiker wie „Blue Moon“, „Cheek to cheek“, The Shadow of your smile“ oder „Perdido“ – teils sogar unter stimmlicher Mitwirkung des Publikums – in neuem Outfit zu Gehör. Zu den Highlights unter den Highlights gehörte aber zweifelsohne das von Ray Charles bekannt gemachte „Georgia on my mind“, von Cemre Yilmaz, der jungen Meisterschülerin der echoprämierten Stuttgarter Professorin für Jazzgesang, Fola Dada, in einer durchaus eigenständigen Version souverän dargeboten. Noch eindrucksvoller gelang die Neuinterpretation von Chick Coreas „Spain“. In einem Arrangement, speziell für die große Besetzung – Percussion-Duo, Jazz-Trio, Streicher- und Jazzensemble – eingerichtet, ließen es vor allem die Porter-Sisters und natürlich der absolute Star des Abends, Felice Civitareale, gehörig krachen. Civitareales klangmächtige, innig empfundene Eigenkomposition „Herzensträume“, ebenfalls für die volle Besetzung, nahm dabei nochmals eine herausragende Sonderstellung ein und rührte besonders die zahlreichen Fans des SWR-Solotrompeters zu Tränen der Rührung.
Text und Fotos: Helmut Schönecker