03.02.2012: Cécile Verny Quartett – Jazzclub Biberach e.V.

03.02.2012: Cécile Verny Quartett

Konzert im Jazzkeller

Cécile Verny Quartet zeigt sich von seiner inspirierten Seite

BIBERACH – Ihr musikalisches Erfolgsrezept trägt noch so gut wie vor 12 Jahren, als sie ebenfalls im Jazzkeller ihr Biberach-Debüt gaben. Neben der ivorisch-französischen Namensgeberin mit der überaus expressiven Stimme spielen Bernd Heitzler (Bass), Andreas Erchinger (Klavier, Keyboards) und Lars Binder (Schlagzeug) seit über 20 Jahren in der Stammbesetzung zusammen. Die Texte von Cécile Verny, gelegentlich auch eine poetische Vorlage des visionären englischen Dichters William Blake, geben den drei komponierenden Mitmusikern das Sujet, den Anlass und die Inspiration zu ihren Kompositionen.

Die Seele der musikalischen Geschichten ist in der Ausführung unzweifelhaft die in Freiburg lebende französische Sängerin mit den westafrikanischen Wurzeln, deren sympathische, emotionsbetonte Moderation dem überaus zahlreich erschienenen Publikum auch willkommene Verstehenshilfen gab. Genussvoll entrücktes Zuhören, anfeuernder Applaus und Begeisterungsrufe aus dem Publikum trieben das Quartett zu inspirierten Darbietungen, die kaum vernehmbar darunter litten, dass der Kontrabass von Bernd Heitzler angesichts der arktischen Temperaturen beim Transport einem Frostschaden erlag. Die unbürokratische Soforthilfe seitens der Bruno-Frey-Musikschule, die kurzfristig ein Schülerinstrument zur Verfügung stellen konnte, half größere Probleme zu vermeiden.

Anders als in vielen traditionellen Quartettformationen mit Gesang versteht sich Cécile Verny nicht nur als Impulsgeberin oder pittoresken Rahmen für ausgedehnte, extrovertierte Instrumentalimprovisationen in linearer Reihung sondern bestimmt zu jeder Zeit das musikalische Geschehen mit. Das ist umso bemerkenswerter als die drei Begleiter nicht nur auf höchstem musikalischem Niveau agieren sondern als komponierende Musiker auch nicht der Gefahr inhaltsleerer Tonkaskaden oder langweiliger Verkettungen von Standardfiguren unterliegen. Cécile Verny improvisiert und scattet in allen Registern und Stilrichtungen, sie interpretiert höchst expressiv in allen Dynamikvarianten. Um es kurz zu machen, sie singt einfach wunderschön und bringt ihre künstlerischen Anliegen überzeugend zum Publikum rüber. Der Gewinn zahlreicher Preise und Wettbewerbe auch auf europäischer Ebene ist Beweis und Ausdruck dessen. Die zumeist dezenten Begleiter wussten die ihnen gewährten Freiräume durchaus virtuos zu nutzen. Bernd Heitzler im Wechsel zwischen Kontra- und E-Bass sowie akustischer Bassgitarre, Andreas Erchinger an Steinwayflügel und diversen Keyboards, oft sogar gleichzeitig. Und auch Lars Binder erweiterte das perkussive Klangspektrum um afrikanische Trommeln und weitere Effekte, ohne daraus gleich einen Kult zu machen. Ein runde Sache, die durch mehrere Zugaben einen begeisternden Abschluss fand.

Gez. Dr. H. Schönecker