01.04.2006: Biberacher Jazzpreis 2006 (Konzert: Charlie Mariano/Dieter Ilg/Paul Shigihara) – Jazzclub Biberach e.V.

01.04.2006: Biberacher Jazzpreis 2006 (Konzert: Charlie Mariano/Dieter Ilg/Paul Shigihara)

Biberacher Jazzpreis 2006 mit Galakonzert am 1. April 2006 in der Stadthalle Biberach

Marianos Trio begeistert die Biberacher

BIBERACH – „Mumble Jumble“ heißen die Sieger des Biberacher Jazzpreises. Die Musikstudenten aus Köln, Berlin und Amsterdam hatten mit der reifsten Präsentation und einem zeitgemäß groovenden Sound die Jury auf ihrer Seite. Von Altmeister Charlie Mariano, der mit seinem Trio zur Preisvergabe spielte, erhielten sie die Siegerurkunde.

Von unserem Mitarbeiter Raimund Kast

Über 30 Bands aus Deutschland und der Schweiz hatten sich um den inzwischen zu den wichtigsten Auszeichnungen für junge Nachwuchsjazzer im deutschsprachigen Raum zählenden Preis beworben. Und wieder einmal hatten Musiker aus dem Talentschuppen von Peter Herbolzheimer die Nase vorn beim Biberacher Jazzpreis. „Mumble Jumble“ stellte mit dem Pianisten Sebastian Sternla, der auch die raffiniert-eingängigen Kompositionen der Band beigesteuert hatte, auch einen der reifsten Solisten des Abends und lag am Schluss eindeutig vorn – zumindest in den Augen der Jury. Denn das ist auch schon Tradition in Biberach: In der Publikumsgunst hatte mit dem Münchner Quartett „Etna“ und seinen eingängigen Soundcollagen eine andere Band knapp die Nase vorn. Die eigentliche Überraschung war das mit einer Wildcard als vierte Band mit in die Endausscheidung gerutschte Quartett „Salsaria“ aus Laup-heim. „Für ihr Alter sensationell“, urteilte die Jury über die im Durchschnitt 16 Jahre alte Schülerband um den talentierten Pianisten Lukas Brenner.

Ein Geschichtenerzähler

Bei der Preisvergabe zusammen mit Saxophon-Legende Charlie Mariano auf der Bühne stehen zu dürfen, war für die Laupheimer sicherlich der bisherige Höhepunkt ihrer musikalischen Laufbahn. Zuvor hatte er 82-jährige Mariano, der von Dizzy Gillespie bis zum United Jazz and Rock Ensemble so ziemlich mit allem gespielt hat, was im Jazz Rang und Namen hat, gezeigt, dass er nichts von seinem großen Können eingebüßt hat. Im Gegenteil: sein Spiel scheint immer besser und weiser zu werden. Noch immer überrascht er mit seinem klaren, akzentuierten Ton, der leicht und beweglich daherkommt, von melodischer Wärme geprägt ist. Mariano, das wurde erneut deutlich, ist ein Geschichtenerzähler, einer der die spröde Schönheit seines Altsaxophons voll auszukosten weiß. Sei es in Eigenkompositionen wie „Savannah Samurai“ oder in bewährten Standards wie „Good Bye Pork Pie Hat“, ein Stück, das in seiner traurig-stolzen Stimmung Mariano auf den Leib geschrieben scheint.

Mitgebracht hatte Mariano zwei exzellente Begleiter. Seit über 15 Jahren ist der Bassist Dieter Ilg fester Partner von Mariano in den diversen Duo- und Trio-Projekten Marianos und versteht sich blind mit dem Altmeister. Der Freiburger vermag es, jeden Ton seines Instruments auszukosten, den vollen runden Ton konsequent auszuloten. Hinzu kommt eine virtuose Fingerfertigkeit, die ihn unter den zeitgenössischen Jazzbassisten in Deutschland nahezu einzigartig macht.

Als dritter mit im Bunde: der in Tokio geborene, seit vielen Jahren in Köln lebende Gitarrist Paul Shigihara. Auch er einer, der wie Mariano auf unterschiedlichste musikalische Einflüsse verweisen kann, der zu einem eigenen, unverwechselbaren melodischen Sound und einer souveränen spielerischen Reife gefunden hat, bei der die virtuose Technik nur Mittel zum Zweck ist. Bewundernswert vor allem, wie er sich immer wieder mit Dieter Ilg zu spannungsreichen Dialogen zusammenfand, wie sich die kristallinen Strukturen seines Gitarrenspiels mit den warmen Basslinien Ilgs immer wieder eng verzahnten zu einem höchst eindringlichen musikalischen Ganzen.

Begeisterten Beifall gab es vom Publikum, und hätte nicht noch die Preisübergabe des Jazzpreises angestanden, wäre es sicherlich nicht nur bei einer Zugabe geblieben.

Schwäbische Zeitung Biberach 03.04.2006