Innovatives Bandprojekt „INJAZTIGATOR“ im Jazzkeller
Auf neuen Pfaden zu alten Zielen
Mit einem hochinteressanten Bandkonzept an der Schnittstelle zwischen Musik, Bild und Sprache stellte sich Immanuel Brockhaus zum Auftakt der Veranstaltung BackHomeBiberach im Jazzkeller einem begeisterten aber leider nicht sehr zahlreichen Publikum vor.
Die vor zwei Jahren mit großem Erfolg ins Leben gerufene Vorabendveranstaltung zum internationalen Biberacher Jazzpreis bietet ein Forum für ehemalige Biberacher Jazzer, die nun in der Profiliga ihre Brötchen verdienen und es in der großen weiten Welt des Jazz zu Ruhm und Ehre gebracht haben. An das Auftaktkonzert, für welches dieses Jahr Immanuel Brockhaus mit seiner neuen Formation „INJAZTIGATOR“ verantwortlich zeichnete, schließt sich eine Jamsession mit weiteren „Local Heroes“ an, soweit die Theorie.
Doch erst das Erfreuliche. In den 60er Jahren hatte eine Spielart der Rockmusik als „Psychedelic Music“ im Umfeld der Flower Power Bewegung nach neuen Wegen zur Bewusstseinserweiterung durch Musik gesucht, Trance und Ambient als Techno-Spielarten haben bereits daran angeknüpft. Im Jazz war es vor allem die Fusion Bewegung, die diese Impulse aufgriff und weiterentwickelte. Schon früh wurde, etwa durch Andy Warhol, auch nach Visualisierungen dieser Ideen gesucht. Brockhaus knüpft jetzt mit seinem Konzept ebenfalls daran an und verbindet es darüber hinaus mit lyrischen Texten von Salinger, Bukowski, Ginsberg und anderen Autoren dieser Zeit. So entsteht ein multimediales Einkreisen des der Musik, der Kunst und der Lyrik gemeinsamen Gegenstandes, der künstlerischen Aussage in einer neuen Art von „Gesamtkunstwerk“ mit den Stilmitteln und Sounds des modernen „Electric Jazz“ und digitaler Bildbearbeitung. Die „Visuals“ wurden nach einer passenden Bilder- und Videovorauswahl des Komponisten Immanuel Brockhaus passend zu den einzelnen Kompositionen und Texten durch Peter C. Brand mittels Laptop und 2 Beamern auf zwei getrennten Projektionswänden präsentiert. Das Besondere daran war jedoch, dass die aus einer Überlagerung verschiedener Bilder, Videos und Texte mit wechselnden Bild-Effekten resultierenden Visualisierungen gewissermaßen so spontan und mit improvisierten Teilen durchsetzt war, wie die damit verbundene Musik. Die Belegung der Tasten eines MIDI-Keyboards mit untereinander kombinierbaren Bildern und Effekten ermöglichte dieses innovative Experiment, welches spontan überzeugen konnte. Samples von gesprochenen Originalzitaten schlugen eine weitere Brücke zwischen Musik und Sprache. Über alle diesen Innovationen soll aber nicht verschwiegen werden, dass eine hervorragend groovende Band mit Thomas Mäder (Saxophon), Pierangelo Crescenzio (Bass) und Andreas Schnyder (Drums) für eine spannende, energiegeladene Musik sorgte, die niemals Langeweile aufkommen ließ.
Das weniger Erfreuliche: Die erhoffte Jamsession kam aufgrund eines fehlenden Schlagzeugers und anderer unglücklicher Umstände dieses Mal leider nur beinahe zustande. Einige Musiker aus der regionalen Jazzszene zogen enttäuscht und unverrichteter Dinge mit ihren Instrumenten wieder ab, einige eigens angereiste Fans gingen nicht nur mit einem lachenden Auge nach Hause.