28.04.2011: Int. MTO Jazz-Quartett – Jazzclub Biberach e.V.

28.04.2011: Int. MTO Jazz-Quartett

Sonderkonzert mit internationaler Besetzung im Jazzkeller

„International MTO-Quartett“ in bester Spiellaune

BIBERACH – Nur weil ein Termin in der Süddeutschland-Tournee des Jazzquartetts kurzfristig ausgefallen war, kamen die Biberacher Jazzfans unverhofft in den Genuss einer exklusiven Darbietung auf höchstem internationalem Niveau. Um den Ausnahmetrompeter Michel T. Otto aus „LA“ fanden sich der renommierte Jazz-Pianist Olivier Hutman aus Paris, Andy McKee, Top-Bassist und langjähriger Leiter der Mingus Bigband in New York sowie der experimentierfreudige Grazer Drummer Bernd Reiter unversehens zwischen den süddeutschen Jazzhochburgen Stuttgart, Kempten und Augsburg in Biberach wieder.  Dass LA für Langenargen steht, tat der internationalen Klasse des Trompeters keinen Abbruch.

Mit frischen Songs aus dem Debut-Album des Quartetts „New German Timbres“ oder einer gerade neu entstehenden CD-Produktion, allesamt Eigenkompositionen von Michael T. Otto oder Bearbeitungen und Improvisationen über deutsches Liedgut, lieferte das Quartett im Biberacher Jazzkeller den überzeugenden Beweis dafür, dass moderner Jazz eine lebensvolle, pralle Musik mit gewaltiger Integrationskraft ist. Wer etwa hinter dem alten deutschen Volkslied „Ich hab die Nacht geträumet“ aus dem 18. Jahrhundert eine modale, etwas schwermütige Volksweise vermutet, liegt zwar nicht ganz falsch, findet sich aber mit dem gleichnamigen Titel vom MTO-Quartett nicht automatisch zurecht. Die Kunst, quasi aus jeder Vorlage originären Jazz machen zu können, spricht gleichermaßen für den Jazz als lebendige Kunstform als auch für die hoch entwickelten künstlerischen Fähigkeiten der vier Musiker. Die „German Timbres“ finden sich nicht nur in der Verwendung traditionellen deutschen Liedgutes, sondern besonders auch in der Spielweise Michael T. Ottos. Ist es die expressive, „sprechende“ Tongebung seines Kölner Hochschullehrers Malte Burba, durch dessen Hände auch andere deutsche Toptrompeter wie Joo Kraus oder Till Brönner gegangen sind oder sind es die multiphonen Klänge in der Tradition eines Albert Mangelsdorff, sind es die  ungewöhnlich hohen Pfeiftöne, die Zirkularatmung, die virtuosen 16tel-Passagen oder nur der einschmeichelnde Sound seines Flügelhorns? Technisch versiertere oder musikalisch komplettere Trompeter finden sich heute in Europa jedenfalls nur wenige. Die musikalische Eigenständigkeit der Kompositionen lebt allerdings im MTO-Quartett auch ganz stark von den musikalischen Mitstreitern, die sich im Jazzkeller aber allesamt hochmotiviert und souverän zeigten, die Spielfreude war mit den Händen zu greifen.

Helmut Schönecker