25.10.2019: Fessele Knudsen Streit Trio – Jazzclub Biberach e.V.

25.10.2019: Fessele Knudsen Streit Trio

Fessele-Knudsen-Streit-Trio lockt die Massen in den Jazzkeller

Leas Charmeoffensive

BIBERACH – Übervolles Haus im Jazzkeller, voller Einsatz auf der Bühne, volle Begeisterung beim Publikum. Von Anfang an auf 100 Prozent ließ die agile Frontfrau des noch jungen Trios, die dänische Sängerin Lea Knudsen, keinen Augenblick die Zügel schleifen und schlug das Publikum mit ihrem offensiven Charme sofort in ihren Bann. Seit vielen Jahren ist Ulm und Oberschwaben ihre Wahlheimat. Dennoch ist diese Bandkonstellation mit dem Jazzpianisten Joe Fessele und dem Multiinstrumentalisten und Sänger Norbert Streit noch keine zwei Jahre alt und sprudelt geradezu über von Ideen auf der Suche nach einem eigenen Stil. „Symbiosis“ heißt ihre neue CD und dieser Titel ist gleichzeitig auch Programm. Wie im Fluge vergingen die beiden Sets, abwechslungsreich, unterhaltsam und recht breit gefächert.

Die stilistische Bandbreite des kurzweiligen Konzertabends war enorm. Aus der weltweiten Suche nach Liebe und Leidenschaft in der Musik ergab sich eine spannende Reise, querbeet, doch gezeichnet von großem Respekt vor fremden Kulturen. Mit viel Fingerspitzengefühl und dezenten Eingriffen in die Substanz der Vorlagen arrangierte und reharmonisierte Joe Fessele die überwiegend recht bekannten Stücke, die er auch stilsicher am Flügel begleitete.

Norbert Streit erwies sich neben seinen jazzigen Querflöten- und Saxophonimprovisationen vor allem als begnadeter Bluessänger mit einer erdig rauchigen Kratz-Stimme, angesiedelt irgendwo zwischen Louis Armstrong und Jake Blues. Mitunter fand er sich in kokettierend-interaktiven Dialogen mit Lea Knudsen wieder, welche Assoziationen zu den berühmten Duetten zwischen Ella Fitzgerald und Louis Armstrong aufkommen ließen.

Das Trio spannte schließlich den Bogen bis hin zu einer gänsehautverdächtigen Version von „Gabriellas Sang“ aus dem schwedischen Film „Wie im Himmel“, Chick Coreas „Spain“ oder Gershwins „Summertime“ wobei Fesseles Leidenschaften besonders bei den lateinamerikanischen oder kubanischen Songs wie Piazzollas „Libertango“, Jobims „Girl from Ipanema“ oder „El Cuarto de Tula“ vom legendären Buena Vista Social Club  aufflammten. Eine sparsame Rhythmusbegleitung durch Small Percussion von Knudsen und Streit adelten die zu Standards gewordenen Stücke zu transparenten Preziosen und filigranen Genrekompositionen, die trotz aller Gegensätzlichkeit im gemeinsamen Sujet symbiotisch zusammenfanden.

Amalgam im Triokonzept war dabei zweifellos die warme und wandlungsfähige Stimme von Lea Knudsen, die in federnd groovender Leichtigkeit nicht nur den Spagat zwischen den kontrastierenden Welten schaffte, sondern daneben auch in sympathischer Spontaneität und offensiver Natürlichkeit den Abend ausgiebig moderierte und mit interessanten Hintergrundinformationen bereicherte.

Text und Fotos: H. Schönecker