Rouzbeh Asgarian Band im Jazzkeller
Lebendige musikalische Melange mit exotischem Touch
Eine gewisse Sorge der Musiker, ob sich die 7 Stunden Autofahrt von Köln nach Biberach gelohnt habe und ihre Musik bei den Schwaben überhaupt ankommt, war schon in den ersten Begrüßungsworten das Komponisten und Bandleaders, wie auch bei den ersten noch etwas vorsichtigen Tönen der Rouzbeh Asgarian Band vor einem sehr aufmerksamen Publikum im ordentlich besuchten Biberacher Jazzkeller herauszuhören. Ungewöhnlich lang anhaltender Beifall und Aufmunterungsrufe aus dem Publikum ließen dann aber schnell die Wogen der Begeisterung auf beiden Seiten höher schlagen.
Eine erfrischend lebendige Melange aus Jazz-, Rock-, Pop- und Funkelementen, kombiniert mit Anklängen orientalischer Musik und europäischer Avantgarde hat sich in durchaus komplexen Strukturen manifestiert, ohne auch nur den Hauch akademischer Abgehobenheit auszustrahlen. Der durchaus ungewöhnliche, wenn nicht gar exotische Musikstil, der so seltene Taktarten und Rhythmen wie etwa einen 19/4-Takt, so scheinbar unvereinbare Gegensätze wie heftig verzerrte Gitarren- und sogar Kontrabasssounds im Jazzidiom mit druckvollem Schlagzeug-Groove und fetzigen Trompetenimprovisationen verband, hatte sich in der Person des gebürtigen Iraners Rouzbeh Asgarian so stimmig zu einem Personalstil verbunden, dass auch für anspruchsvolle Zuhörer keine Wünsche offen blieben. Asgarian ragte nicht nur als Komponist aller Songtitel heraus, auch sein avanciertes Gitarrenspiel durchwirkte dynamisch alle musikalischen Strukturen. Dass er selbst in seinen virtuosesten Parts seine Mitspieler voll integrierte, lag sicher auch am künstlerischen Format derselben.
Besonders der in New York lebende Trompeter Ryan Carniaux erwies sich als vollwertiger melodischer Widerpart Asgarians. Mit kraftvoll kernigem Ton bis in höchste Lagen fetzte er mit der größten Selbstverständlichkeit auch über den vertracktesten Form- und Rhythmusstrukturen seine, bei allem Energieeinsatz sorgfältig modellierten Themen und Improvisationen, die auch ohne Elektronik klanglich gut integriert wirkten.
Entgegen der Ankündigung im Programmheft spielten Reza Askari am Kontrabass und der in Arnheim studierte Markus Berka an den Drums. Letzterer ist in seinem Brotberuf bei diversen Musical- und Showproduktionen (Abba Mania, Tintenherz, Wicked) aktiv, konnte und wollte aber seine wahren musikalischen Vorlieben an diesem Abend nicht verbergen. Auch Reza Askari, trotz seiner Jugend mit den „Mighty Vibez“ bereits Sieger im europäischen Reggae-Kontest und hessischer Landes-Preisträger in „Jugend Musiziert“, ging kompromisslos an die gemeinsame Sache heran. Mit sattem, gut differenziertem „Glockenklang-Sound“ war sein Bass von fundamentaler Bedeutung. Nach dem fulminanten Schlussstück „Never again“ erzwang lang anhaltender, stürmischer Applaus eine Zugabe und den Wunsch aus dem Publikum, bald mal wieder („Please again“) was von der Rouzbeh Asgarian Band hören zu dürfen.
Gez. Dr. Helmut Schönecker