Rootbears Weihnachtskonzert 2008
Zu Weihnachten gibt’s jazzige „Rootbear“-Leckereien
BIBERACH – Voll besetzt ist der Jazzkeller gewesen – samt seiner Zwischenräume, als an Heiligabend die „Rootbears“ musikalische Weihnachtsgeschenke brachten. Aber auch die Fans brachten Geschenke heran: Applaus, Begeisterung und jede Menge Sympathie.
Noch ist unerforscht, womit dieser klingende „Bären-Sechser“ sein Publikum am meisten begeistert. Ist es der abriebfeste Boygroup-Charme, wohltuendes Understatement, die Wahl der Stücke, deren nonchalante Präsentation mit dem stets prickelnden Flair der Improvisation? Oder aber der geistreich-hintersinnige Witz, der sich platitüdenfrei durchs Programm zieht und team-intern wie ein Federball weitergegeben wird?
Was die Jungs musikalisch drauf haben, zeigt sich im „Handling“ der Stücke. Swing und Jazz würzen die klingenden Weihnachtsplätzchen gleichermaßen und machen sie zu Unikaten. Gitarrenverstärkt durch Christoph Reck hat sich der Gruppenklang reizvoll verändert, was sich schon im ersten Stück zeigte, das Martin Schmid mit einem flotten E-Bass-Solo anwarf. In versiertem Dialog von Bass und Gitarre punktete Reck mit apart-herben Akkorden und Hanspeter Schmid zeigte, wie gespürvoll man eine Posaune in „gestopftem Piano“ herunterzähmen kann.
Für die landesweit verstreuten Akteure sind Proben ein Problem. Deshalb spielen sie überwiegend „alte“ Stücke. Sie klingen aber nicht aufgebacken, sondern ofenfrisch dank einfallsreicher Zubereitung. Hinter vordergründig wirkender Lässigkeit aber findet man, vor allem in den Synchronpassagen, harte Disziplin. Rüdiger Przybillas virtuose, oft synkopenträchtige Beiträge sind tonale Pyrotechnik inklusive deren Sprühpotential.
Mit „Oh Weih, oh Weih“ lieferten die Wurzelbären ihre obligate Gesangsnummer ab, bei der Peter Schmidt seine falsettierbare Stimme registerbruchfrei bis zum Knabensopran hinaufzauberte – zweistimmig unterstützt durch Magnus Schneider und Martin Schmid. Drei Alphörnern, zusammengeflanscht aus Baumarkt-Restposten, rangen die Musiker erstaunliche Töne ab. Gitarrist Heiko Grom präsentierte als Star-Gast zusammen mit Reck Saitenfeuer in beeindruckender Ausstrahlung und unaufgesetzter Qualität. Fliegender Melodieführungswechsel ließ beiden Raum für zündende Akkordeinwürfe. Im letzten Stück, dem einzigen Latin, „Swinging the Samba“, legte Peter Schmidt per Schlagzeug in zwingendem Temperament den drivenden Schritt vor – stets bassunterstützt durch Bruder Martin Schmid, der die Gruppe fest im metronomischen Griff hatte und obendrein leichtfüßige Soli beisteuerte.
Mit der zweiten Zugabe, dem von Hanspeter Schmid einkerzig posaunierten „Stille Nacht“, durch Magnus Schneider auf Piano-Plüsch gebettet, wurden die Fans auf 2009 vertröstet, wo die Bären vielleicht zweimal zuschlagen werden.
Dieter Schefold in der Schwäbischen Zeitung vom 29.12.2008