Tuija Komi eröffnet mit ihrem New Quartet illustren Konzertreigen
Die finnische Sängerin Tuija Komi lieferte mit ihrer neuen Münchner Formation einen Auftakt nach Maß für die zweite Veranstaltungsserie des Jazzjahres beim Biberacher Jazzclub. Fremd und eigenartig, wenn nicht gar exotisch wirkte das finnische Sprachidiom der in München lebenden Sängerin aus dem Land der Mitternachtssonne in Verbindung mit avantgardistischem europäischen Jazz. Die Integrationskraft des Jazz, besonders in seiner weltweit immer stärker beachteten mitteleuropäischen Ausprägung, vermochte aber auch hier Innovatives überzeugend mit Bewährtem zu verbinden. Zumal mit dem Münchner Komponisten und Pianisten Walter Lang ein kreativer Arrangeur die folkloregeprägten nordischen Sujets in eine moderne Musiksprache einbinden konnte. Aus den scheinbaren Gegensätzen resultierten so gerade die entscheidenden Spannungsmomente.
Ebenso souverän wie sympathisch führte Tuija Komi durch den Abend. Ihre hell timbrierte, klar und natürlich wirkende Stimme überstrahlte den transparenten Bandsound ohne aufdringlich zu wirken. Das ungewöhnliche Konzept entfaltete beim sichtlich begeisterten Publikum im Jazzkeller durchaus seine Wirkung. Die Melancholie der weiten nordischen Landschaft, die Düsternis des arktischen Winters aber auch das Feuer der auf wenige Wochen zusammen gedrängten sommerlichen Vitalität im wildromantischen Land der tausend Seen verbanden sich nahezu bruchlos mit dem dynamisch-urbanen Zugriff der universellen Sprache des Jazz zu ausdrucksstarken, atmosphärisch dichten Songs, die unter die Haut gingen. Die zahlreichen verzückt, entrückt, oft mit geschlossenen Augen lauschenden Gäste durften auch erste Proben aus der neuen CD der Sängerin hören. Den Pausengesprächen und den im Anschluss an das Konzert großzügig verteilten Autogrammen nach zu urteilen, hat Tuija dabei eine ganze Reihe neuer Fans gefunden.
Martin Kolb am Schlagzeug hatte mit seinen differenzierten und vielseitigen, überwiegend auf Becken und Snare sensibel realisierten Patterns großen Anteil an der stimulierenden Transparenz, die neben Tuija besonders Walter Lang am Steinwayflügel mit raumgreifenden Improvisationen, dichten Harmonien, filigranen Verzierungen und Lyrizismen zu nutzen wusste. Der gebürtige Slowake Peter Cudek am Kontrabass überzeugte mit dezent groovendem Unterbau im Dienst der Band, konnte jedoch in den wenigen aber inspirierten und hochvirtuosen Soloimprovisationen auch zeigen, dass er darüber hinaus durchaus noch etwas mehr in Petto hat.
Dr. H. Schönecker