Hans, der Schafbock als Schlitzohr auf Freiersfüßen
Let’s Duett – Premiere beim Jazzclub Biberach
Den Aufnahmen der ersten CD am Nachmittag folgte ein proppenvolles Abendkonzert im Jazzkeller. Jubelnde Fans und Partystimmung trugen ein sympathisches und gut aufgelegtes Duo aus Julia Dorn (Gesang, Klavier) und Peter Bette (Kontrabass, Gitarre, Mundharmonika) unter dem Motto und Bandnamen „Let’s Duett“ zum Karrierestart buchstäblich auf Händen. Hans, der Schafbock, eine kompakte koreanische Rhythmusgruppe und das Abschiedskonzert der „Comedian Harmonists“ aus dem Jahr 1935 spielten dabei eine herausragende Rolle. Eingebettet in eingängige Ohrwürmer aus der Jazz-, Rock- und Popgeschichte der letzten 100 Jahre, waren es vor allem zwei Kompositionen, die aufgrund ihrer einfühlsamen Anmoderation einen besonderen Stellenwert einnahmen. Der R&B-Titel „Smooth Operator“ der englischen Sängerin Sade, welcher von einem Herzensbrecher handelt, wurde aufgrund aktueller Ereignisse kurzerhand Hans, dem Schafbock gewidmet. Wohl dem tiermedizinischen Hintergrund von Peter Bette zu verdanken, war die nette Geschichte von dem kürzlich für sechs Wochen angemieteten Schafbock „Hans“. Seinen Job, eine Herde junger Schafdamen zu befruchten, erledigte er binnen weniger Tage, sodass er in den verbleibenden Wochen seinen Erholungsurlaub genießen darf. Wer dem Originaltext des Sade-Titels folgte, kam aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Mit einem Minimum an Aufwand, so die deutsche Übersetzung, erzielte der aalglatte Loverboy ein Maximum an Vergnügen. Und Vergnügen war es auch, was das neu formierte Duo dem Publikum bereiten wollte und offensichtlich auch konnte. Der Wermutstropfen fiel am Ende. Die kürzliche Live-Premiere des Duos bei der Einweihung des Ulmer Einstein-Museums gebar die Idee des Songs, der als erste Zugabe erklang: „Morgen muss ich fort von hier“. Dies war 1935 der letzte Titel der „Comedian Harmonists“ vor ihrer Auflösung durch die Nationalsozialisten. Und auch Albert Einstein zog im Jahr 1935 nach Princeton, wo er in Freiheit weiterforschen konnte. Peter Bette stellte in subtiler Weise den systemischen Zusammenhang her und der langanhaltende Beifall ließ erahnen, dass auch dem Publikum die Parallelen zur Gegenwart bewusst geworden waren. Nach diesem Wermutstropfen führte jedoch die zweite Zugabe, „Beautiful Love“ von Wayne King, zu einem versöhnlichen Abschluss und verdeutlichte gleichzeitig die vermittelnde Aufgabe der „schönen Künste“.
Text & Fotos: Dr. Helmut Schönecker