19.09.2008: Fabiano Pereira feat. „mit4spiel5“ – Jazzclub Biberach e.V.

19.09.2008: Fabiano Pereira feat. „mit4spiel5“

„Mit4spiel5“ im schönsten Jazzkeller Süddeutschlands

Ganz auf den brasilianischen Sänger und Gitarristen Fabiano Pereira zugeschnitten, erwies sich das Bandprojekt „mit4spiel5“ mit seinem Schwerpunkt auf „Brazil Jazz“ als Glücksgriff für die Eröffnung des zweiten Halbjahresprogramms vom Jazzclub unter dem Motto „Die Welt zu Gast in Biberach“. Seinen herrlich relaxten Sprechgesang selbst auf der Gitarre organisch begleitend und mit kultigem Hut als Markenzeichen, stand der gebürtige Brasilianer und Wahl-Ludwigsburger mit überwiegend portugiesischen Liedern und Songs im musikalischen Zentrum des Geschehens, schlug unnachahmlich einen Bogen vom südlichen Urlaubsambiente zum schwäbischen Alltag. Der erst 18 Jahre junge Benjamin Jud am E-Bass, integrierte sich dank verstärkter Aufmerksamkeit des Bandleaders ebenso stimmig ins Bandkonzept, wie der meist etwas „verdeckt“ aber dafür um so präziser agierende Jan Philipp Wiesmann am Schlagzeug. Stefan Koschitzki, der neben Saxophon, Flöte und Perkussion auch für die eine oder andere Komposition verantwortlich zeichnete (Koschinho), füllte nicht nur sämtliche klanglichen Lücken, sondern trat auch häufig als versierter Improvisator in Erscheinung.

Sensibler und kompromissloser Umgang mit dem Sound, erlesenes Instrumentarium, typische Kultinstrumente, vor allem des Keyboarders Martin Meixner, wie Rhodes, Hammond, Korg oder auch die Unterstützung durch sorgfältig von Pereira ausgewählte und eingepasste Loops aus dem Notebook mit dem Apfel, gepaart mit einem erfrischenden Hang zum Experimentellen (Museum der Jugend, Maß aller Dinge) gebar eine ansprechende Musik, die Brücken schlug. Von Samba und Bossa durchpulste Songs auf Portugiesisch von A.C. Jobim, Sergio Mendez oder Noel Rosa und – mit der größten Selbstverständlichkeit – von Fabiano Pereira auch auf Deutsch, mal mit Rap-, mal mit Funkeinflüssen (Filosofunkos) gingen buchstäblich unter die Haut.

Dass die Spielfreude des Quintetts bei diesen eher unkonventionellen Mixturen sichtlich und hörbar anwuchs, mag dem höheren Energielevel dieser Musikrichtung geschuldet sein, bot aber gleichzeitig eine hoch spannende und willkommene stilistische Öffnung des strapazierten Latin-Idioms, zu einer vielschichtigen, differenzierten Melange am Rande des modernen Mainstream in einer spezifischen Mischung zwischen Easy Listening und gut dosierten Innovationen.

Die zunehmende Euphorie der Musiker übertrug sich im zweiten Set auf das ungewöhnlich zahlreich erschienene Publikum, welches mit lang anhaltendem Beifall nicht geizte. Die aufgekratzte Stimmung entlockte Pereira schließlich das Kompliment an Publikum und Veranstalter, einen der schönsten Jazzkeller Süddeutschland zu betreiben. Beste Akustik, hervorragende Beleuchtung und ein gemütliches Ambiente inspiriert die Musiker zu Höchstleistungen und führt zu einem zufriedenen Publikum. Zwei Zugaben erbrachten den Beweis.