Leichte Unterhaltungsmusik mit Esprit
BIBERACH – 20jähriges Bühnenjubiläum mit dem Flamenco-Jazz-Trio „FABRO“, das hieß im Biberacher Jazzkeller vor allem gefällige, abwechslungsreiche Unterhaltungsmusik, routiniert dargeboten mit gelegentlich besinnlich-meditativem Einschlag. Nach feurigem Flamencofeeling suchte man jedoch vergeblich. Daran konnten auch die typischen „Palmas“ nichts ändern. Durch die Eisele-Zwillinge aus Sigmaringen versiert umgesetzt, belebten die komplementärrhythmischen Klatschrhythmen das musikalische Geschehen, ohne jedoch an diesem Abend wirklich zu zünden.
Durchaus lebhaft in den schnelleren Nummern, boten die Multiinstrumentalisten eine große klangliche und stilistische Vielfalt, abwechslungsreich und unterhaltsam. Vor allem Wolfgang Eisele, wahlweise an Sopran- oder Altsaxophon, Querflöte, Gitarre, selbstkonstruierter Bassdrum oder diversen Perkussionsinstrumenten, zeigte sich dabei als musikalisches Chamäleon. Sein Bruder Harry am Flügel, auf einer Cajon sitzend und gelegentlich auch darauf spielend, hielt das musikalische Geschehen harmonisch und strukturell zusammen, lockerte es vereinzelt aber auch durch jazzige Improvisation auf.
Oliver Fabro, Namensgeber und musikalischer Kopf der Formation und nach mehreren gefeierten Auftritten in Biberach erklärter Publikumsliebling, steuerte, neben seinem virtuosen Gitarren- und Mandolinenspiel sowie einer fußbedienten Schellentrommel, die stilistisch vielfältigen Kompositionen bei. Keltische Einflüsse, wie in dem aus Nordwestspanien stammenden „Gaita“ , mittel- und südamerikanische Rhythmen, orientalische Melodik oder programmatische Aspekte, wie in der Flussgeschichte „El Rio“ nach dem Vorbild von Smetanas „Die Moldau“ verbinden sich mit Jazzeinflüssen zu einem mittlerweile gereiften, ja beinahe abgeklärt wirkenden Individualstil, der sich auch in der neuesten CD-Produktion „Primavera“ wiederspiegelt. Exotische Instrumente, wie der aus Südindien stammende „Ghatam“ – ein nach oben offener bauchiger Tonkrug – oder die türkische Darbuka – eine tablaähnliche Trommel – öffnen ungewohnte Klangräume, die sich oft mit den traditionellen Flamenco-Rhythmen, etwa den Soleares zum typischen Fabrostil verbinden.
Wirklich in die Tiefe gingen aber besonders die langsamen Nummern. „Flor de luna“ entführte das überwiegend aus erklärten Fabrofans bestehende Publikum in weit entrückte Sphären tiefster Kontemplation. Erst Sekunden nach dem Verklingen der „Mondblume“ trauten sich die ersten Claqueure zum dann aber langanhaltenden Applaus. Schade eigentlich, dass nicht mehr solcher Stücke im Programm auftauchten, wirkten doch die schnellen Stücke mitunter etwas unscharf und beiläufig, die virtuosen Unisonolinien nicht immer ganz präzise und die Improvisationen oft etwas wenig inspiriert. Es blieb eine temperamentvolle, gute Unterhaltungsmusik mit Esprit zum entspannten Zuhören und Wohlfühlen.