13.05.2011: Paata Demurishvili – Jazzclub Biberach e.V.

13.05.2011: Paata Demurishvili

Kooperation Partnerschaftsverein und Jazzclub Biberach e.V.

Paata Demurishvili zaubert vor vollem Haus

Dreistellige Publikumszahlen finden sich im Jazzkeller nicht alle Tage. Zumal Jazz immer noch vielfach als elitäre Musik für eingefleischte Fans gilt. Der georgische Tastenmagier, der am vergangenen Freitag in Biberach zum wiederholten Male zauberhafte Fusionen aus Jazz und Klassik zu Gehör brachte, spricht jedoch mittlerweile einen breiten Fankreis an, nicht nur im Umfeld der Telawifahrer. Paata überrascht und begeistert immer wieder aus Neue.

Paata Demurishvili, dessen pianistische Grundlagen noch in der russischen Klassikschmiede gelegt wurden, nutzte die neugewonnene Freiheit nach dem Ende der Sowjetära um Brücken zum Jazz zu bauen. In der Improvisationskunst des Jazz hat er auch die künstlerische Freiheit und neue musikalische Heimat gefunden, die wirklich Neues schafft und nicht nur das alte konserviert. Als mächtiger Improvisator, der mit seiner Spontaneität heute seinesgleichen sucht, findet er immer neue Wege die Tradition klassischer, auskomponierter Klaviermusik aus dem Geiste des Jazz neu zu erfinden. Dabei ist es für ihn sekundär, ob die Inspiration aus Barock, Klassik oder Moderne erwächst. Paata kann seine schöpferischen Ideen ebenso aus Gershwins „Summertime“ oder aus Bachs Kantate über „Jesu, bleibet meine Freude“ und natürlich auch aus georgischer Folklore ziehen. Sein Zugriff ist immer originär, weil er die konstitutiven Elemente seiner Vorlagen – melodische Formeln oder Ganztonleitern beim modernen Klassiker Gershwin, harmonische Wendungen, Motive oder den polyphonen Duktus bei Bach – aus dem Augenblick heraus neu strukturiert, weiter entwickelt, kombiniert, karikiert und parodiert. Natürlich fährt der in Mannheim lebende Musiker dabei immer volles Risiko. Nicht immer sind die Ideen oder auch die Ausführung gleich genial. Ein positives Feedback aus dem Publikum steigert jedoch die Motivation und Inspiration und macht so, wie der Künstler anmerkte, jedes Konzert zu einem Unikat, unwiederholbar, authentisch, original. Welch wohltuende Alternative zu immer wieder in gleicher Weise abgenudelten Plagiaten oder gar am Schreibtisch mit minimalistischer musikalischer Substanz aber gewaltigem Technikeinsatz konstruierten Hochglanzprodukten für den Massenmarkt.

In Paatas musikalischen Preziosen findet sich ebenso Platz für Feinsinniges, Subtiles, in feinsten Nuancen Schattiertes oder auch in schlichten Kantilenen dahin Strömendes wie auch für mächtige Klang- und Akkordgebäude, vollgriffig Dramatisch-Ekstatisches in Rachmaninow-Manier: Ein Universum an Ausdrucksmöglichkeiten, welches schier unerschöpflich zu sprudeln scheint. Wann spielt er wieder in Biberach?

Gez. Dr. Helmut Schönecker