Jazzchor Konstanz im Jazzkeller Biberach
Entfesselte Choristen aus Konstanz in Feierlaune
Wenn eines unabdingbar ist, bei einem Chor, der sich mit so kniffligen Dingen wie Jazz befasst, dann ist es die Freude an dieser lebendig groovenden Musik, an der harmonischen und rhythmischen Präzision ihrer Ausführung oder an einem stilistischen Parforceritt durch das gesamte 20. und 21. Jahrhundert. Und selbstverständlich sind Noten, wie meist im Jazz, auch im Jazzchor nicht gerade angesagt. Schon gar nicht, wenn die Disziplin der Ausführung auf intensive Probearbeit schließen lässt. Jedenfalls gingen die rund 20 Kompositionen alle problemlos auswendig.
Der Jazzchor Konstanz hat unter der sensiblen Leitung von Martin Rodler und begleitet durch Uli Stier (Saxophon) und Jürgen Waidele (Klavier) bei seinem Konzert im Jazzkeller Biberach ein volles Haus völlig in seinen Bann geschlagen. Mit Highlights der Jazzmusik von Burt Bacherach (Close to you) und Irving Berlin (Blue Skies) über Lennon/MacCartney (Norwegian Wood), Tower of Power (Diggin on James Brown) und Stevie Wonder (Don’t you worry) bis Joe Zawinul (Birdland) zauberten die Badener ein Feuerwerk der guten Laune in die trübe Vorweihnachtszeit. Selbst vor einigermaßen vertrackten Instrumentaltiteln wie „Take Five“ konnten die entfesselten Choristen nicht die Finger lassen. Von stilsicheren Improvisationen durch Saxophon und Klavier aufgelockert, meist in voller Chorstärke, aber auch im Trio oder im Sextett, in vielfältig wechselnden Besetzungen ging der Konzertabend äußerst kurzweilig und unterhaltsam vorüber. Nicht zuletzt einer launigen Moderation durch einen der Tenöre zu verdanken, der auf sympathische Weise unverbindlich verbindende Worte zwischen den einzelnen Titeln fand, war das Stimmungsbarometer den ganzen Abend auf ein Hoch eingestellt.
Ja, schon, manchmal war die Grenze zum allzu schmalzigen Schmachtfetzen in Sichtweite, die Grenzen zum Pop zuweilen fließend. Die augenzwinkernde Selbstkritik und vor allem die immer wieder aufleuchtenden Jazz-Licks von Jürgen Waidele, der übrigens auch als veritabler, lebenserfahrener Jazzsänger durchgehen kann, sowie Uli Stier mit seinen raumgreifenden Improvisationen sorgten jedoch immer wieder für die erforderliche, jazzige Bodenhaftung.
„Mas que nada“, was soll’s, Spaß und Begeisterung bei Ausführenden und Publikum waren, nicht nur in dem gleichnamigen Latin-Jazz-Titel von Jorge Ben Jor, enorm. Zwei fetzige Zugaben und danach noch eine Jam-Session in voller Setlänge gaben Zeugnis über eine durchaus glückliche Konstellation: Badener und Schwaben, Chor und Jazz, Konzert und Partystimmung. Hätte der Bus der munteren Truppe nicht noch die letzte Fähre über den Bodensee erreichen müssen, hätte vielleicht erst der Morgenkaffee dem lustigen Treiben ein Ende gesetzt.
Gez. Schönecker