Riverside Jazzband mit Auftakt nach Maß
Mit viel guter Laune im Gepäck
Einmal mehr sollte sich das vom gerade zu sich gekommenen Bassisten und Moderator der Riverside Jazzband Roland Ekle ins Publikum geworfene Bonmot bewahrheiten, wonach der Jazzfrühschoppen von Jazzmusikern erfunden wurde um besser aufzuwachen und in die Gänge zu kommen. Tatsächlich gestaltete sich der musikalische Auftakt zum Jazzjahr 2007 im Biberacher Jazzkeller zunächst noch etwas verhalten. Wie ein betagter Oldtimer aus der Frühzeit des Automobils kam auch der Oldtime Jazz der Riverside Jazzer aus Stuttgart und Umgebung etwas stotternd und mit viel Qualm erst langsam in Fahrt. Im zweiten und erst recht im dritten Set ging dann aber so richtig die Post ab.
Ohne Scheu vor bekannten Jazz-Klassikern, in selbstbewussten Eigenarrangements des gefeatureten Posaunisten und Arrangeurs Eberhard Budziat und in durchaus untypischer Besetzung, die ohne das ansonsten im frühen Jazz dominierende Kornett auskam und auch die Klarinette durchweg durch Sopran- oder Tenorsaxophon ersetzte, spielten die aus dem Raum Tübingen/Stuttgart mit viel guter Laune im Gepäck angereisten Musiker einen überraschend abwechslungsreichen, transparenten, ja gediegenen Traditional Jazz, dem es an rein gar nichts mangelte. Im Gegenteil: mit der geradezu genial geblasenen Blues Harp brachte der Pianist und Posaunist Helmut Schneider ein urtypisches Bluesfeeling in die Standards und widerlegte all diejenigen, die immer noch glauben, die Hohner-Mundharmonika sei ein bieder bürgerliches Instrumentchen für jüngere Kinder. Die Art und Weise, in der seine Bluesharfentöne unter die Haut gingen, ließ eher an eine Altersfreigabe ab 18 denken. Mit seinem New Orleans-typisch ungekünstelt direkten Jazzgesang, frech-rotzigem Tenorsax-Sound und einschmeichelndem Sopransaxophonklängen war Peter Wolff neben Schneider der zweite Multi-Instrumentalist, dessen Karriere gar mit der Jazztrompete begann. Peter Hensinger an Banjo und Gitarre sowie der Riedlinger Herbie Wachter als Gast-Drummer komplettierten die Besetzung und sorgten für einen dezent-verlässlichen Groove mit gelegentlichen solistischen Ambitionen.
Rock-, Pop- und Swingeinflüsse und eine stilistische Bandbreite, die selbst vor lateinamerikanischen Tanzrhythmen und schlagerhaften Elementen keinen Halt machte, sorgten gepaart mit einer offenkundigen und ansteckenden Spielfreude im weißwurstsatten Publikum für eine Bombenstimmung und verpflichteten zu zwei gern gewährten Zugaben, die den „Früh“-Schoppen erst kurz vor dem Nachmittagskaffee enden ließen.