Auftaktveranstaltung zu „The Art of the Duo“ im Jazzkeller
Duo Kappa-Golz hinter den Spiegeln
Zum zweiten Mal steht ein Halbjahresprogramm des Biberacher Jazzclubs unter einem Motto. Nach den “Piano Nights” im letzten Halbjahr 2000 heißt es jetzt „The Art of the Duo“ . Den Veranstaltungsreigen, in dem noch vier weitere Duos unterschiedlicher Besetzung und Stilrichtung folgen werden, eröffnete das in der Region nicht unbekannte Duo aus Rolf Richie Golz am Piano und Matthias Kappa an diversen Percussion-Instrumenten. Die beiden hatten sich vor Jahren im Studio Herzel bei je eigenen Aufnahmen kennen- und schätzen gelernt und beschlossen, ihre Ideen fortan gemeinsam in Musik zu setzen.
Vom verhaltenen Anfang bis zu den befreienden Zugaben lag bei dem Konzert im Jazzkeller eine typische Besetzungsproblematik aller Duos offen zutage. Die Interaktion mit dem immer gleichen Gegen- und Mitspieler setzt, vor allem in freieren, improvisatorischen Teilen ein blindes gegenseitiges Verständnis voraus, andernfalls ergeben sich Brüche und Lücken.
Kappa und Golz haben sich diese Arbeit beileibe nicht leicht gemacht und sie sind dabei auch sichtlich in Hitze geraten. Anstatt sich auf einen gemeinsam entwickelten Stil zu beschränken und stimmige, durchgängige Interpretationen davon zu liefern, haben sie sich im breiten Rund von Vergangenheit und Gegenwart eine eklektizistische Mischung aus Klassik, Pop und Rock aber auch Blues und Jazzelementen patchworkartig zusammengeklaubt und in einerseits frappierende andererseits aber bereits wieder erfrischende Konstellationen gebracht, die durch mitunter jedoch allzu gleichförmige ostinate Begleitformeln á la „Minimal Music“ nur lose zusammengehalten wurden.
Gerade in dieser unkonventionellen, auf den ersten Eindruck fast dilletantisch anmutenden Montage so gegensätzlicher musikalischer Schnipsel schien aber die eigentliche künstlerische Aussage des Duos zu liegen: der Klassik durch den Jazz einen Spiegel vorzuhalten, oder den Blues durch die Rockbrille zu betrachten. Im Lichte des einen wird das andere zur Parodie und umgekehrt. Der Titel der jüngsten gemeinsamen CD-Produktion des Duos „Spiegelbilder“ schien hier nicht nur im Blick auf die beiden sich gegenseitig widerspiegelnden Interpreten Programm zu werden. Denn nicht nur bei Alice beginnt hinter den Spiegeln das Wunderland, in dem alles so anders, so verdreht und verquer daherkommt, dass es gerade dadurch der Wirklichkeit einen Spiegel vorhält, auch Kappa und Golz gelingt es, das Gewohnte, Althergebrachte in eine Form zu bringen, die ein neues Licht darauf wirft, die neue unkonventionelle Hörweisen fordert und die Grenzen niederreißt um neue Perspektiven zu eröffnen.
Gez. Helmut Schönecker